Best of Wolfgang Hünnekens „Die Ich-Sender“

CoverAm Anfang jeder Abschlussarbeit heißt die Devise: lesen, lesen, lesen! Bis Ende Mai werde ich voraussichtlich damit beschäftigt sein und danach erst mit dem Schreiben der Arbeit anfangen. Interessante Aspekte werde ich jedoch schon während des Lesens exzerpieren und in Blogposts verarbeiten.

Hünnekens Buch steht thematisch nicht im Zentrum meiner Arbeit und trotzdem möchte ich damit beginnen, denn es ist nicht nur leicht geschrieben, sondern mit seinen 150 Seiten (inkl. zahlreichen Illustrationen und Absätzen) auch vom Gewicht her leicht und schnell gelesen. Nachteil: „Das Social Media-Prinzip“ (so der Untertitel) wird nur in der light-Version beschrieben. Für Anfänger sicherlich ein netter Einstieg, Fortgeschrittenen oder Profis bringt es nur wenig neue Erkenntnisse.

Einige Grundlagen bringt Hünnekens gut auf den Punkt:

1. Off- und online Marketingstrategien aufeinander abstimmen!

Es ist essentiell, „Ihre Social Media-Marketingstrategie mit der Ihres klassischen Marketings abzugleichen. Hier ist Konsistenz im Auftreten gefragt, alles andere führt zu Verwirrung und damit zu Verlusten“ (Hünnekens 2009: 15).

2. Das Image steht im Vordergrund!

„Beim Social Media-Marketing geht es letztlich um gutes Image… In der Online-Welt steht ihre Marke im Rampenlicht. Was Sie tun, wie Sie interagieren und wie Sie reagieren (…) wird beobachtet, kritisiert – und bei Google verewigt“ (Hünnekens 2009: 31).

3. Keine Werbung machen! Informieren und auf die Zielgruppen eingehen!

„Überlegen Sie genau, was die Kunden hören wollen und was sie brauchen – und nicht, was sie Ihrer Meinung nach hören sollen“ (Hünnekens 2009: 34 f.).

4. Die Zielgruppen einbeziehen!

Hünnekens nennt am Beispiel von BMW ein Negativbeispiel und zieht daraus folgenden Schluss: „Man hätte den bestehenden Kunden Fragen stellen sollen, wie sie sich ein solches System wünschen und wie sie sich die Bedienung vorstellen. Und man hätte zuhören sollen“ (Hünnekens 2009: 41). Dazu jedoch eine kleine Gegenfrage: „Wissen Kunden was gut (für sie) ist?“ Ich denke, dass das nicht immer der Fall ist. Speziell, wenn es um technische Neuerungen geht, neigen viele Kunden doch dazu, diese erstmal mit Skepsis und ablehnender Haltung („Das brauche ich nicht!“) zu beäugen.

5. Der Masterplan: Zuhören, antworten und dann erst mitmachen!

Hünnekens schlägt folgende Vorgehensweise vor:

  1. „Lesen Sie und hören Sie eine ganze Weile zu.
  2. Beteiligen Sie sich an Diskussionen. Zurückhaltend, informativ und nutzbringend (für Ihre Kunden).
  3. Verkaufen Sie nicht. Niemals! Dann sind Sie schneller aus dem Rennen, als Ihnen lieb ist.
  4. Fragen Sie. Nach Innovationswünschen, nach positiven Erfahrungen, aber auch nach negativen. Sorgen Sie mit Reaktionsschnelle und Nutzwert dafür, dass eine negative Anmerkung zu Ihrem Produkt nicht zu einer Revolution führt. Denken Sie immer daran, dass auch potenzielle Kunden in diesen Foren recherchieren, um Erfahrungsberichte zu sammeln!“ (Hünnekens 2009: 44).

Eine ähnliche Vorgehensweise schlägt auch Charlene Li vor, siehe hier.

6. BGC bringt mehr als UGC!

„Eine Studie des Beratungsunternehmens Aquarius Consulting zeigt, dass Business Generated Content (BGC) im Vergleich der Klickraten mehr als doppelt so viele Zugriffe erzielt als User generated Content (UGC)“ (Hünnekens 2009: 99).

7. Spielregeln für die „Social Media Mitarbeiter“ festlegen!

„Hier einige Fragen, mit denen Sie Ihre Untersuchung beginnen können:

  • Wurden offizielle ‚Spielregeln‘ für den Umgang mit Bloggern festgelegt und allen bekannt gemacht?
  • Sind alle Marketing-Mitarbeiter, die an das Corporate Marketing (und/oder an eine Geschäftseinheit) berichten, in den ‚Spielregeln‘ für den Umgang mit externen Bloggern geschult worden?
  • Besteht die Möglichkeit, dass irgendeine der Marketingabteilungen in den Geschäftseinheiten bereits in eine kostenlose oder bezahlte Blogger Relations-Kampagne involviert war?
  • Wenn einer Ihrer Marketing-Manager Blogger dafür bezahlt hat, über Ihre Produkte/Dienstleistungen zu schreiben, musste diese Geschäftsbeziehung dann öffentlich gemacht werden?“ (Hünnekens 2009: 112).

8. Auf langfristige Beziehungen bauen, kurzfristige nutzen!

„Normalerweise sind kurzfristige Beziehungen nicht besonders förderlich im Marketing. Anders beim Viral Marketing. Hier kommt es auf situatives, spontanes Handeln an. Findet jemand ein Produkt, eine Dienstleistung oder eine Information interessant oder witzig, teilt er sie mit Menschen aus seinem Bekanntenkreis oder auch mit Fremden über soziale Netzwerke und Blogs“ (Hünnekens 2009: 127).

Ein paar wenige Ratschläge von Hünnekens sollte man meines Erachtens nicht befolgen, zum Beispiel den hier: „Verglasen Sie nicht nur Ihre Manufaktur, sondern auch Ihr Labor! Am besten ist, Sie lassen die Wände gleich weg und entwickeln gemeinsam in und mit der Community. Aber seien Sie sich bewusst, dass Sie damit erfolgreich werden könnten…“ (Hünnekens 2009: 144). Das ist riskant und auch nicht immer zielführend.

Ein Unternehmen, dass seine Wände nicht verglast, sondern sich hinter Aluminiumwände zurückzieht und dort sehr erfolgreich Produkte entwickelt, heißt übrigens Apple. Es geht also auch anders.

Nachtrag vom 19.04.2010: Zu allen Rezensionen – ob positiv oder negativ – verlinkt Hünnekens auf seiner Website, was ich sehr löblich und konsequent finde.

2 Antworten

  1. Hey Axel,
    das ist in meinen Augen immer ein bisschen das Problem (oder sagen wir Charakteristikum) der Business-Village-Bücher: nett zur Einführung, aber dann wenig substanziell.

    Spannender finde ich auf jeden Fall die Ausführungen von Clay Shirky. Die sind zwar weniger auf Deine Arbeit gemünzt, vermute ich, aber etwas gesamtgesellschaftlich-anregender… „Here comes everybody“ heißt sein Buch…

    Beste Grüße,
    cf

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