Externe Blogs von Kultureinrichtungen sind tot.

dacapo, der Blog der Duisburger Philharmoniker, ist tot und wurde vor wenigen Tagen beerdigt. Frank Tentler und Konsorten versuchen jetzt, den Blog wieder auferstehen zu lassen. Auf Facebook wurde gestern eine Aktion gestartet, mit der man den Duisburger Philharmonikern die Liebe entziehen wollte. Gejuckt hat die Aktion kaum einen. Die Anzahl der FB-Fans sank von 1.074 auf 1.070. Und das war wohl auch das Problem von dacapo: fast niemand hat sich dafür interessiert. Folgerichtig wurde der Blog dicht gemacht. Nicht zu Unrecht. Der Dialog mit den Kunden wird ohnehin woanders geführt.

Bloggen, auch wenn es niemanden interessiert?

Dr. Alfred Wendel, der Intendant der Duisburger Philharmoniker, hat im Interview mit Kulturmanagement Network als Grund angegeben, dass laut einer Umfrage nur zwei Prozent der Konzertbesucher den Blog regelmäßig genutzt und die meisten ihn überhaupt nicht gekannt hätten. Man kann davon ausgehen, dass die Abrufzahlen des Blogs ebenfalls nicht gerade berauschend waren. Ganz unschuldig sind die dacapo-Autoren allerdings nicht, denn die Inhalte waren (zumindest in letzter Zeit) eher langweilig. Und das wiederum ist das alte Problem von Corporate Blogs: gebloggt wird im Sinne der Unternehmensziele. Und dass das nicht funktioniert, hat Robert Basic schon 2007 gewusst.
Denn entsprechend langweilig ist der Content. Selbstdarstellung pur. Motto: „Hier exklusiv der neueste Termin… Kommt alle! Wird super!“ Eingeschweißte BVB-Fußballfans interessiert sowas, Apple-Evangelisten ebenfalls und ja, natürlich, auch die echten Verehrer der Duisburger Philharmoniker. Aber wie viele gibt es davon? Und wie viele von denen, die es gibt, lesen auch Blogs? Eben, es sind zwei Prozent. Kommen diese auch, wenn man das Bloggen einstellt? Selbstverständlich, denn sie lieben ihre Philharmoniker. Ergo wird man kaum einen Besucher verlieren, wenn man den Blog einstampft. Rein finanziell betrachtet rechnen sich solche Corporate Blogs für Kultureinrichtungen nicht.

Bloggen aus Imagegründen und um der kulturellen Bildung Willen?

Während große Unternehmen ihre Corporate Blogs aus der Portokasse bezahlen, kämpfen Kultureinrichtungen ständig mit ihrem Budget. Das ist schon mal keine gute Grundvoraussetzung. Durch Bloggen das Image eines Hauses zu verbessern oder zu verändern, ist sicherlich möglich – und das ist den Duisburger Philharmonikern auch gelungen. Der Blog ist als Best Practice Beispiel durch die Fachzeitschriften der Kulturszene gewandert und hat den Duisburgern sicherlich sehr gut getan. Das lag allerdings auch daran, dass sie zusammen mit dem Städel Museum eine der ersten Kulturinstitutionen waren, die mit dem Bloggen angefangen haben. Das Neue, das Unbekannte ist immer spannend. Nach drei Jahren ist dacapo aber nicht mehr neu. Die Impulse fehlen. Der Blog bekommt keine PR mehr, der Imagegewinn bleibt aus.
„Kulturelle Bildung 2.0!“ fordern viele. Das bedeutet umdenken, den Blog aus der Marketing-Abteilung rausholen. Den Blog nicht mehr den Organisationszielen zu unterwerfen, sondern ihn zu einem Kultur-Magazin erheben. Fraglich ist aber, ob ein Unternehmensmagazin jemals so unabhängig und „neutral“ sein kann wie die Presse. Gleichwohl ist der Ansatz lobenswert, weil er die Kultur stärkt und nicht nur die einzelne Einrichtung. Wenn man sich das finanziell erlauben kann, prima, machen! Wie das geht zeigt das Schirn Mag. Das bedeutet allerdings auch, dass man sich im Klaren darüber sein muss, dass der Blog zu einem reinen Subventionsgeschäft wird. Wenn Alfred Wendel sagt, dass es „einfach eine Frage der Prioriätensetzung“ sei, bedeutet das, dass man sich in Duisburg diesen Luxus nicht gönnen mag.

„Comments (0)“ – Dialoge kann man auch woanders führen.

Dass man einen Blog braucht, um mit seinen Kunden in einen Dialog zu führen, ist Schnee von gestern. Klar, nicht jeder ist auf Facebook oder Twitter, aber immerhin über 20 Mio. Deutsche und klar, man sollte den Nutzern keine Steine in den Weg legen, aber wer wirklich kommentieren will, schafft das auch – und sei es über einen Fake-Account. Außerdem gibt es noch E-Mail, Telefon, Briefe und nicht zuletzt den persönlichen Kontakt. Die sind zwar nicht öffentlich, aber müssen Dialoge immer öffentlich sein? In Anbetracht dessen wie wenig in der Vergangenheit auf Kultur-Blogs kommentiert wurde, halte ich das Argument, dass dadurch der Kundendialog eingeschränkt wird, für falsch.

Sollten Kultureinrichtungen nicht mehr bloggen?

So schwarz-weiß-malerisch würde ich das nicht sagen, aber der „klassische“ externe Blog mit dem Blick hinter die Kulissen und dem Fokus, die eigenen Veranstaltungen zu vermarkten, hat meines Erachtens ausgedient. Die Blogs des Magdeburger Theaters und des Karlsruher Staatstheaters sind bereits tot und ich prophezeie, dass andere folgen werden; frisch eingerichtete (z.B. der des Jüdischen Museums München) ebenso wie gestandene (z.B. der des Neanderthal Museums (Update: seit 19.03.2013 tot bzw. umgezogen), der des Theaterhauses oder jener des Städel Museums (Update: seit 5.10.2011 tot bzw. umgezogen)). Es ist nur eine Frage der Zeit.
Eine deutliche rosigere Zukunft sehe ich für Blogs, die als eigenständiges Magazin funktionieren (siehe oben) sowie für Blogs, die in die Website eingebunden sind. In meinem vorletzten Blogbeitrag habe ich das schon geschrieben und an dieser Stelle kann ich es nur wiederholen. Als Best Practice Beispiele seien das Theater Hameln und das DDR Museum genannt. Durch die Einbindung in die Website tun sie der SEO gut, die Beiträge bekommen mehr Klicks (respektive mehr Leser) und funktional gesehen sind sie nahezu gleichwertig. Wenn ich Alfred Wendel richtig verstanden habe, sieht so auch die Blog-Zukunft der Duisburger Philharmoniker aus. Was ist daran falsch?!

P.s. Ja, ich weiß, Totgesagte leben länger und Corporate Blog waren schon 2007 in der Krise. Aber selbst der einst erfolgreiche Saftblogliefert nur noch selten Neues (der letzte Beitrag stammt vom 29. Juli). Hätte ich Walther’s Säfte ohne diesen Blog jemals kennengelernt? Nein, aber die goldenen Zeiten der Corporate Blogs sind zumindest für kleine Unternehmen vorbei. Wetten nehme ich gerne an!

62 Antworten

  1. Hallo Axel. 🙂 Ja, ich blogge nur noch selten – habe aber schon viel darüber nachgedacht warum das so ist. Ich denk es liegt weniger daran, daß es nicht mehr wichtig wäre. Bei uns ist es eher so, daß irgendwann halt Twitter und Facebook dazu kamen und es dort manchmal einfach schneller geht irgendwas mitzuteilen oder auf etwas zu reagieren. Das Blog ist trotzdem noch wichtig. Wenn z.B. Fragen kommen zu Themen, die etwas mehr Platz brauchen, dann kann ich einfach Links twittern usw. Weil firmen- oder produktspezifische Themen ja immer sehr ähnlich sind und meistens schon drüber geschrieben wurde. Deswegen nutze ich das Blog nur noch, wenn mehr Text nötig ist, der bei Facebook oder Twitter nicht reinpassen würde. Aber man kann auf diesen Plattformen bescheidsagen und dann kommen die Leute, die es interessiert.

    Also soll heißen: Ich würde trotz Facebook, Twitter & Co. nicht auf das Blog verzichten wollen. 🙂

  2. Vielen Dank für den Kommentar! Was du sagst, klingt logisch. Aber würdest du dich wirklich nochmal zu einem externen Blog hinreißen lassen? Oder würdest du – hättest du die Möglichkeit – nicht versuchen, ihn in die Website einzubinden?

  3. Ach wegen extern… Naja 🙂 Bei uns war der ganz am Anfang extern, weil die Einbindung in unsere damalige Dinosaurier-Webseite bestimmt total aufwändig gewesen wäre. (2006) Prinzipiell glaub ich, daß es schon besser ist, wenn alles auf einer Seite ist – so wie wir es jetzt haben.

    Also ich würde sagen, wenn man heute übers Bloggen nachdenkt und ja vorher nie so genau sagen kann, ob einem das überhaupt liegt bzw. Spaß macht, würd ich vielleicht auch erstmal extern „zum Probieren“ machen. Zumindest bei kleinen Firmen/Institutionen, die sowas nicht aus der Portokasse bezahlen können.

  4. Hallo Axel,
    die Aktivitäten auf allen Kanälen wurden ja leider schon seit Monaten, wenn nicht schon seit vergangenem Jahr immer „langweiliger“. Insofern verwundert es natürlich nicht, dass es kaum Reaktionen gab und das Interesse abflaute. Es geht nicht nur um die Einstellung des Blogs, sondern dass auch sämtliche Aktivitäten reduziert werden. Und das stößt bei mir auf Unverständnis. Zumal sie auch noch vor ein paar Wochen eine Blogparade initiierten. Die Idee fand ich genial.
    In der Anfangsphase waren sie sehr dialogorientiert und haben es geschafft, Menschen für klassische Musik zu begeistern, die sonst noch nie in einem Konzert waren. Ich denk da an die Aktion web@classic. Es gibt für ein öffentlich-gefördertes Orchester ja auch so etwas wie einen Bildungsauftrag und dem sind sie im Sinne der Musikvermittlung nachgekommen, weil sie über die verschiedensten Kanäle kommuniziert haben.
    Ich persönlich hab von ihrem Engagement viel für mich gelernt. Ich fand die Konversation mit dem Webteam auch für die Kronberg Academy, die nur unwesentlich später ein Corporate Blog hatten [schon vor dem Städel ;-)] sehr befruchtend und es sind auch gemeinsame Aktionen entstanden.

  5. Ich kann in dem Fall nur das sehen, was von außen ersichtlich ist bzw. von den Beteiligten gesagt wurde. Außerdem möchte ich die Erfolge der Anfangsphase auch gar nicht bestreiten. Aber nach dem anfänglichen Hype ist es doch ziemlich ruhig geworden. Und dass es geschafft wurde „Menschen für klassische Musik zu begeistern, die sonst noch nie in einem Konzert waren“, ist den Aussagen von Alfred Wendel nicht zu entnehmen. Zahlen haben die Duisburger Philharmoniker ja ohnehin nie veröffentlicht – vielleicht aus gutem Grund.

  6. Gute Anmerkungen.

    Die Bezeichnung extern trifft jedoch schon einen Fehler. Ein Blog bzw. das „Werkzeug Blog“ sollte meiner Meinung nach entweder sehr intensiv bis nahtlos in die bestehende Webseite integriert sein. Oder auch als eigenständige Marke (dacapo fand ich schon ganz gut, hätte man ja noch mehr Duisburg/Ruhrkultur mit einsatteln können) positioniert sein, zusätzlich jedoch sehr intensiv in den bestehenden Webauftritt verzahnt sein (Content eingebettet in die Webseite), zudem eigenständig als Marke.

    Könnte natürlich sein, dass man die Blogaktivität ein wenig runterfährt/Beitragsqualität überprüft und neu ausrichtet. Aber einstellen? Über ein Orchester gibt es doch so viel zu berichten: Musikerausbildung „..wie wird man …?“, neue Musiker, Backstage, …

    Ein Weblog an Kommentarintensität zu messen, halte ich gleichfalls für grundauf falsch. Ein Weblog soll ja in erster Linie gelesen werden.

    Ein Weblog ist für mich in erstr Linie ein Werkzeug für eine Webseite, welches mir ein derzeit einfachst zu handhabendes CMS bietet. Wenn man das Werkzeug jetzt in die Ecke stellt, hat man es m.E. nur nicht richtig eingesetzt oder genutzt.

  7. @Klaus Wolfrum: Ohne Frage lässt sich über ein Orchester viel berichten, die Frage ist nur: wer will das lesen? Und da dacapo nur 2% der Besucher gelesen haben, sind das nicht sooo viele (zumal bei Befragungen gerne auch die soziale Erwünschtheit mit reinspielt). Ergo, wäre der Blog in Bezug auf das Marketing effektiv und effizient gewesen, hätte man ihn wohl nicht eingestampft. Da teile ich Ulrikes Einwand mit der kulturellen Bildung schon eher. Die Frage dabei ist, ob ein Blog nachhaltig hierzu beitragen kann. Das wiederum lässt sich nur schwer ermitteln.

    Die These, dass dacapo eine eigene Marke ist, nun ja, darüber lässt sich streiten…

  8. Hi Axel,
    die vielen, vielen Aktionen in den letzten Tagen – auch die auf FB – hatten einen anderen Sinn und ihn auch erfüllt:
    http://echtzeitgeist.posterous.com/nur-sender-kann-man-orten

    Das Feedback war riesig, die Hilfsangebote vielfältig und die nicht richtig vermittelte Reaktion richtig gestellt. Also alles bestens.
    Bin mir sicher, wir werden eine Lösung finden. Mein Angebot als Sponsor steht, viele andere sind auch dabei…und notfalls werde ich „Philharmonie 2.o“ kapern ;).

    Sorry, dass ich bei einigen für Verwirrung gesorgt habe. War aber nötig.

  9. Übrigens: Da Capo wurde in all den Jahren – auch nach meiner Zeit als Unterstüzer – über 300.000x im Jahr aufgerufen. Das ist mehr als 3x soviel wie die Website.

    Und du darfst das Blog nicht als Stand-Alone sehen. Das war die Schaltzentrale für eine ganze und extrem wahrgenommene Transmedia-Storytelling-Geschichte: Philharmonie 2.0.

    Was Herr Wendel da erzählt entspricht nicht den Fakten, die er wahrscheinlich noch nicht einmal kennt, da er sich dafür nie interessiert hat. Das ist leider eine Tatsache.

    Das Blog losgelöst zu sehen war nie das Ziel, nie Realität. Daher das zu diskutieren geht an der Realität vorbei. Alleine was CMG im Hintergrund an technischen Vernetzungen quer über alle Netzwerke laufen hatte, entsprach höchsten Corporate-Marketing-Ansprüchen. Er hat das selbst noch gemacht, als das Management im Vorjahr anfing, alle Produktionen einzuschränken und vor allem alle Events (ich sage nur als ein Beispiel web@classic, s. http://bit.ly/pFFLu7)Ab da ging die Wahrnehmung runter, ist aber selbst heute noch sehr gross.

    Das DuPhil-WebTeam als Freelancer hat zB so erfolgreiche Events wie http://chorverband.posterous.com/ mit Idee, Text, Bild und Video produziert und frage man Geschäftsführer Moritz Puschke, was die alles dabei abziehen. Ich kann nur sagen, das sie meine Konzepte perfekt bis poliert umsetzen.
    Alles das hätten die DuPhils nicht extra, sondern inklusive von ihnen haben können. Wollte aber das Management nicht. Die Frage muss also nicht lauten, warum sie kein Blog, sondern warum sie kein modernes Kulturmanagement haben wollen. Diese Frage werde ich versuchen in den kommenden Wochen zu klären

  10. >>
    die Frage ist nur: wer will das lesen?
    >>

    Naja…

    Das fängt bereits bei den eigenen (zukünftigen) Orchestermitgliedern und DU-Philharmoniker-Mitarbeitern an und geht über die Abonnenten/Fans, die sich für das Leben rund um das Orchester interessieren bzw. damit weiter binden kann.

    Vielleicht sollte man das Wort „Blog“ nicht immer so in den Vordergrund rücken und mehr über einen „Wir für Sie“-Contentpart mit Dialogbereitschaft in der Webseite sprechen, in dem man zudem die Pressearbeit integriert bzw. aggregiert. Es kann (sollte) sich hier auch mehr auf ein Videobloggen verlagern (ein Orchester will ich in erster Linie ja auch hören/sehen). Wenn ich aber nur einen YouTube-Channel aufsetze, bleibe ich auf das Medium Video eingeschränkt.

    Ein Blog muss keinesfalls einen Zwang zur Frequenz oder Aktualität haben. Obwohl das letzte Saftblog-Blogpsoting schon ein wenig her ist (who cares, es soll ja auch geblogt werden, _wenn_ es was zu berichten gibt), kann ich mich aus dem Stegreif an das Weihnachtsgrußvideo im Schnee vor der Firma erinnern. Und das hätte ich sicherlich nicht auf youTube gesichtet. Sondern im Blog/auf der Webseite. Und ich glaube, ich habe da noch nie kommentiert oder auf like sonstwas gedrückt, obwohl ich sporadischer Leser bin.

    Wenn man ein Blog aus Kostengründen einstellt, dann liegt eh was im Argen.

  11. @Frank: Ich kann deine emotionalen Argumente nachvollziehen und die rationalen nur schlecht beurteilen (z.B. ob ein Marketingkonzept fehlt). Allerdings verstehe ich nicht, warum du ausgerechnet den dacapo-Blog retten willst. Ich habe ja verstanden, dass für dich der Blog symbolisch für die Social Media Strategie der Duisburger Philharmoniker steht. Aber natürlich bringt auch eine ausgeklügelte Social Media Strategie nur etwas, wenn das Gesamtkonzept stimmig ist, sprich Angebote für die „jüngere Generation“ vorhanden sind. Ist das bei den Duisburger Philharmonikern der Fall? Wenn nicht, ist das ein bisschen wie Kukident für Jugendliche. Man kann schicke Plakate und tolle Aktionen machen, aber brauchen tun die Jugendlichen Kukident trotzdem nicht. Wie siehst du das? Häufig denke ich, dass dieses Problem das größte von allen ist. Wenn du den Philharmonikern jetzt anbietest, dass du Social Media „sponserst“, dann hinkt das Produkt ja trotzdem noch meilenweit hinterher. Und weil dein Vorgehen, wie du selbst geschrieben hast, bei Alfred Wendel nicht so gut ankommen wird, weiß ich nicht, wie das gut gehen soll.

    Wenn ich mir Videos wie „Kunst braucht keine Genehmigung“ (http://goo.gl/VGu3O) aus der freien Szene anschaue, dann denke ich, dass da viel mehr geht und dass die Unterstützung (in jeglicher Form) viel nötiger hätten. Das von dir erwähnte Beispiel mit dem Chorverband gut und schön (tolles Video!), aber das bekommt gerade mal 5.000 Aufrufe. Das ist in YouTube-Dimensionen nichts. Diese Energie und auch das notwendige Geld woanders eingesetzt, könnte ganz andere Effekte erzielen.

    Den Gedanken der vernetzten Kultur(einrichtungen) halte ich für äußerst spannend. Wenn die Philharmoniker beispielsweise mit der freien Szene kooperieren würde, das wäre was! Das würde auch die Kunst vorantreiben und weite Wellen schlagen – nicht nur in der Kulturmanagementszene, sondern auch in der Kulturszene und beim Publikum. Wenn diese Bewegung über den Umweg Social Media kommt, dann ist mir das auch Recht, aber das ist doch sehr stark das Pferd von hinten aufgezäumt, so dass ich bezweifle, dass das funktioniert. Bin aber immer froh, wenn es anders kommt, als ich Skeptiker es erwarte. Wäre es summa summarum nicht besser und vielleicht sogar einfacher, du würdest eine komplett neue Social Media Strategie entwickeln und zwar für die „Duisburger Kulturszene“?!

    @Klaus Wolfrum: Ok, ich habe zur Kenntnis genommen, dass der Blog für Sie (wie bei Frank) in nuce für die Dialogbereitschaft der Duisburger Philharmoniker steht. Die wiederum kann ich als Außenstehender nicht beurteilen.

  12. @Axel: Du siehst das alles viel zu eindimensional. Social Marketing funktioniert in meiner Welt ganz anders. „Meine“ Unternehmen denken da viel komplexer, transmedialer. Ob ein Video 10 oder 50000 Besucher hatte ist fast egal. Hauptsache es erreicht die Influencer und ist auf vielen „logischen“ Kanälen wahrnehmbar und messbar. Hier habe ich das mal als Light-Version in ein paar Blog-Beiträgen zusammengefasst: http://echtzeitgeist.posterous.com/tag/socialbusiness
    Wenn du mal Zeit hast…

    Auf die Schnelle ist das nicht zu erklären. Das ist eine Mischung aus Technik (Vernetzung, Akquise, Community-Management, Controlling…), Storytelling und Erfahrung. Halt mein Beruf ; ).

    Die DuPhils waren da mein Labor in 2008. Aber haben nie den Schritt zur Vermarktung und Professionalisierung in diesem Bereich unternommen…aber das habe ich schon in meinem Blog genau beschrieben.

    Und ja: Eine arme Stadt MUSS die Möglichkeit eines Bürger-Netzwerks, egal ob Kultur oder etwas anderes, sehr ernst in Betracht ziehen. ich bin eh ein Freund davon

  13. Pingback: Und nun? | cdv!
  14. Ich dachte, die Diskussion um die Zahlen hätte wir hinter uns gelassen. 😉 Man muss differenzieren, um welche Kultureinrichtung es sich handelt. Wenn mit 5000 Abrufen genau die Influencer und Fürsprecher angesprochen wurden, die eine Kultureinrichtung haben wollte, ist das Ziel doch erreicht. Dass die Abrufzahlen bei einem Chorverband, der gemeinhin nicht als besonders „cool oder hip“ gilt, weniger als ein weltbekanntes Orchester oder Museum hat, ist auch klar.

  15. Sorry Axel, da muss ich ausnahmsweise mal Frank recht geben, dem ich sonst immer gerne widerspreche 🙂

    Es kommt nicht allein auf PIs, Kommentare, etc. an, sondern dass man die richtigen Leute erreicht. Für unsere „Vioworld trifft…“-Videos interessiert sich auch nur eine kleine Gruppe von Klassik-Leuten, dennoch hat der Blog unser wirtschaftliches Fundament spürbar gestärkt (Kooperationen, Werbebanner, neue Stellenmarktkunden.)

    Von daher kann ein gut gemachter Blog einem Orchester helfen, sein Standing gegenüber der (kürzungswütigen) Kulturpolitik, aber auch gegenüber potentiellen Partnern und Sponsoren (mehr finanzielle Eigenständigkeit!) stärken. „Neue Publikumsschichten erschließen“ ist ein Thema, das man sich abschminken sollte – ein paar tausend FB-Fans sind schön, aber wer von denen geht regelmäßig ins Konzert?

    Zum DaCapo-Blog: Ich glaube nicht, dass es eine Lösung gewesen wäre, ihn in die Website zu integrieren – im Gegenteil. Für mich war er viel zuwenig als Blog erkennbar, irgendwie ein Zwitterwesen aus statischer Website und Blog. Vermutlich mussten da zuviele Wünsche zugleich befriedigt werden. Besonders übersichtlich war er dadurch auch nicht. Wenn dann auch noch die spannenden Inhalte fehlen, hilft die Technik auch nicht mehr weiter.

    Das wichtigste ist, etwas anzubieten, was die Leute auch brauchen. Manchmal denke ich nur „bitte verschont mich mit euren gut gemeinten Informationen! Ich habe ein Recht auf Uniformiertheit! :-))

    Und da muss ich jetzt doch nochmal Frank ärgern: Ich bin sehr gespannt auf das Asisi-Panometer und werde es mir bestimmt anschauen. Aber wer um Himmels willen braucht dieses ganze transmediale Making-Of-Gedöns? Warum soll man seine kostbare Zeit damit verbringen? Mir persönlich würde ein Hinweis in der Tageszeitung reichen

    So, ich schweife ab…

  16. Einspruch: die goldenen Zeiten für die kleinen Unternehmen fangen gerade erst an. Mag sein, dass wir nicht mehr Blog dazu sagen, aber das ist nebensächlich.

    Und natürlich stimmt, was Du schreibst: viel zu viele Blogposts sind langweilig.

  17. @Ulrike: Na ja, nur auf die Abrufzahlen zu schauen, ist so falsch wie die Statistik völlig außer Acht zu lassen. Das aufwendig produzierte Video des Chorverbands wurde weniger als 5.000 Mal aufgerufen, obwohl im Chorverband 1,85 Millionen Mitglieder in etwa 26.000 Chören (laut Wikipedia) vereint sind. Das finde ich schon ausbaufähig… Stichwort: Seeding.

    @Hagen: Deine These, dass man über Social Media keine neuen Publikumsschichten erschließen kann, birgt ordentlich Zündstoff in sich. Denn das war ja der große Traum der Kultureinrichtungen! Ich denke, dass das schon möglich ist – mit zielgruppengerechten Inhalten/Aktionen und dazu passender Sprache. Über Hintergrundberichte und Making Ofs wird man tatsächlich keine neuen Zielgruppen erreichen können.

    @Christian: Auch ich denke, dass kleine Unternehmen gute Zukunftschancen haben. Aber ich würde behaupten, dass gute Aktionen (mit viralem Potenzial) mindestens so wichtig sind wie ein Blog.

  18. @Frank
    Ein bisschen Retro kann in diesen Zeiten nicht schaden – ich nehme das mal als Kompliment 🙂

    @Axel
    seit ich für Kultureinrichtungen arbeite, verfolgt mich das Thema „neue Publikumsschichten erschließen“. Meine Erfahrung ist, dass Marketing da eine eher untergeordnete Rolle spielt. Konzert und Oper sind und bleiben elitäre, bildungsbürgerliche Kunstformen, die hauptsächlich über Eltern, Freunde, Mundpropaganda weitergetragen werden. Umso wichtiger, dass es mittlerweile unzählige Kinder- und Familienkonzerte, „Casual Concerts“, „Oper für alle“ usw. gibt. In einem solchen Umfeld erleben viele ihr „Erstes Mal“ – umso wichtiger, dass es dieses Erlebnis Lust auf mehr macht.

    Das kann und muss natürlich von einem guten Marketing flankiert werden. Sich von Social Marketing allein irgendwelche Wunder zu erhoffen, endet im Frust.

    Vielleicht hätten die Duisburger Philharmoniker in den letzten drei Jahren mehr an ihrem Selbstverständnis, an ihrem Angebot arbeiten sollen. Eine Social-Marketing-Strategie, die den Musikern – möglicherweise auch dem Management – schnuppe ist, hat keine Aussicht auf Erfolg.

  19. @Hagen Natürlich meine ich das als Kompliment :)!

    Aber zu deinen anderen Punkten:
    -Preise für ihre Konzerte/CDs und Auszeichnungen für ihr Engagement (z.B. JEKI) zeigen, dass sie sehr wohl ein hervorragendes Orchester sind. Daran liegt es also nicht. Sie haben definitiv kein Marketing. Und das meine ich nicht Qulitativ, sondern wörtlich. Es gibt keine Person, geschweige denn eine Abteilung, die dafür verantwortlich ist, ausser dem Intendanten.
    -Die Realität ist und das kannst du drehen und wenden wie du willst: Social Marketing macht heute mehr als 50% des Arbeitsaufwand einer erfolgreichen Unternehmens-Kommunikation/eines Unternehmensmarketing aus. Und das stetig wachsend. Da sich die DuPhils kaum Plakate, kaum Anzeigen leisten können (ausser wenn sie irgendwelche Deals mit städtischen Einrichtungen wie ÖPNV machen oder einen städtischen Sponsor dafür bekommen), bleibt ihnen nichts anderes übrig, als die Menschen direkt anzusprechen. Dass das funktioniert, erlebe ich in meinem Beruf in Unternehmen jeden Tag. Deshalb ist es definitv keine Frage ob ja oder nein. Alle, die es nicht machen, bestraft die kommunikative und technische Evolution. Siehe C. Henner-Fehrs Beitrag: Das langsame Sterben der Kultureinrichtungen http://bit.ly/of24pk

    Wie gesagt: Es gibt definitiv keinen anderen Weg.
    Wie du, auch wenn ich dich vielleicht nicht überzeugen kann ; ), in 5 Jahren wissen wirst.

  20. @Axel Zur Erklärung von Social-Marketing-Strategien habe ich was in C- Henner-Fehrs Blog geschrieben:

    http://bit.ly/of24pk

    Es gibt nicht DAS Blog. Es ist immer – ein mehr oder weniger grosser – Bestandteil einer transmedialen Unternehmenskommunikations-Strategie.

    In Unternehmen, wir Kultureinrichtungen.
    Die langsam lernen müssen, wie Unternehmen zu denken und zu wirtschaften.
    Sonst haben wir bald nur noch sehr wenige.

  21. Das Thema neue Publikumsschichten ist in der Tat brisant. Und wenn man sich die Praxis ansieht, dann funktioniert das auch nicht wirklich. Warum? ich muss ja erst einmal wissen, wen ich ansprechen möchte, um dann dorthin zu gehen, wo die, die ich ansprechen möchte, antreffen kann.

    Auf einer FB-Fanpage zu sitzen oder Blogposts zu schreiben ist definitiv nicht der richtige Ansatz, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Gespräche finden zwischen Menschen statt, d.h. es muss klar sein, dass es da jemandem im Betrieb gibt, der die Stimme der Kultureinrichtung ist. Und der zieht dorthin, wo die „neuen Publikumsschichten“ zu finden sind und unterhält sich mit ihnen. Nur wer macht das schon?

  22. Eigentlich ist das doch schon komisch, dass wir hier über den Sinn von Blogs allgemein diskutieren, wo wir doch eigentlich längst über transmediale Konzepte reden. Auch Transmedia Storytelling beschreibt die Art und Weise wie wir Inhalte vermitteln wollen und nicht auf welche Werkzeuge wir uns beschränken wollen. In dem Zusammenhang ist eine Diskussion, ob Blogs für Kultureinrichtungen oder am Ende noch Corporate Blogs allgemein dem Tod entgegen gehen eine etwas seltsame. Nichts desto Trotz sage ich mal Dankeschön für die interessanten Gespräche. 🙂
    Um tatsächlich über Sinn und Unsinn der Schließung des Dacapo-Blogs diskutieren zu können, wären in dem Gesichtspunkt andere Fakte von Nöten, als die, die wir bisher haben. Welche Ziele hat man sich gestellt? Was wurde tatsächlich erreicht? Wenn 2% aus dem Publikum das Blog tatsächlich regelmäßig nutzen, klingt das zwar wenig, aber wieviele ist das in Zahlen? Wäre es nicht besser mit dem Publikum vor Ort zu reden, wenn man mit ihnen in den Dialog kommen möchte? Das kann also auch nicht allein der Sinn des Blogs gewesen sein, das daran zu messen also nicht richtig.

  23. @Steffen: Recht hast du!

    Aber die Zahlen, die Herr Wendel nennt, habe ich nie gehört oder gelesen.
    2008-2010 hatten wir +-10% mehr Zuschauer aus der Altersklasse 20-40. Und das fand ich schon enorm viel.

    Wenn man allerdings professionelles Social Marketing aufgibt, muss man sich nicht wundern, wenn diese Zuschauergruppe, die diese Medien ja vorzieht, weg bricht, da sie nicht mehr einbezogen werden. Diese Gruppe, also der Nachwuchs, geht gar nicht mehr hin, da er keine Bindung über Medien und Geschichten hat. Wie du schon sagtest: Transmedia (Technik) UND Storytelling sind wichtig.

  24. @Steffen: ich denke, wir müssen gar nicht über Blogs diskutieren, sondern höchstens darüber, dass Blogs immer noch als Abspielkanal für Pressemeldungen betrachtet werden. Und wir müssen darüber diskutieren, warum es uns bis heute nicht gelungen ist, den Wert von Blogs zu kommunizieren und Kultureinrichtungen dazu zu bringen, das Potenzial eines solchen Tools entsprechend auszuschöpfen.

    Was ist zu tun, dass auch auf Blogs von Kulturbetrieben so diskutiert wird wie z.B. jetzt hier? Um diese Frage zu beantworten, sollte man vielleicht davon abkommen zu sehr auf die Inhalte zu schielen, sondern sich die Frage stellen, ob es da nicht vielmehr um Kommunikationsverhalten geht? Hier sehe ich die Defizite und nicht so sehr im inhaltlichen Bereich.

    Ich kenne eigentlich kein Blog im Kunst- und Kulturbereich, bei dem ich behaupten würde, es fehlt an Inhalten oder es werden falsche bzw. unzureichende Informationen bereitgestellt. Was aber fehlt ist die Fähigkeit, die Inhalte so zu kommunizieren, dass die Botschaft auf der anderen Seite nicht nur ankommt, sondern das dort darüber hinaus die Begeisterung entsteht, die dann zur erwünschten oder erhofften Aktion etwa in Form eines Konzertbesuchs führt. Wobei die Welt nicht mehr so einfach gestrickt ist, dass wir auf ein nettes Posting auf Facebook einer Kultureinrichtung die Tickets aus der Hand reissen.

  25. @Frank
    Ich glaube, soviel Überzeugungsarbeit braucht es bei mir gar nicht – ich versuche nur zu hinterfragen, warum es so verdammt mühsam ist, hierzulande in der Kulturszene was zu bewegen – und natürlich muss sich vor allem im Marketing was bewegen, eine 180 Grad Wendung!. Klar, Social Marketing spielt eine essentielle Rolle. Aber es wäre schon ein Anfang, klassische (und sinnlose) PR-Maßnahmen zu unterlassen – z.B. einen 30 Sek. Kinotrailer für €100.000 zu produzieren. Habe ich alles erlebt.
    Was du über Social Marketing sagst, sehe ich genauso (auch wenn das vielleicht nicht immer so klingt). Ich habe nur leider zu oft erlebt, dass neue Konzepte an der Trägheit des (Subventions-gebetteten) Systems scheitern.
    Ob du es glaubst oder nicht – ich habe bereits vor 5 oder 6 Jahren angeregt, dass das Deutsche Symphonie-Orchester (mein damaliger Arbeitgeber) Konzert-Trailer bei YouTube einstellt. Die Reaktion: doofes Internet, Kontrollverlust, GEMA und all der ganze Scheiß. Was das DSO heute unter „Blog“ versteht, kennst du sicherlich… Botschaft: „Bitte sprecht uns nicht an!“

    Nun ja, ich will jetzt nicht weinerlich wirken – bin ich auch gar nicht. Aber wenn jemand wie ich – der Samstagabend noch das Bedürfnis hat, Blogkommentare zu beantworten – noch 5 Jahre braucht, um Social Marketing zu verstehen, dann brauchen die satten Kulturbetriebe noch mindestens 10 🙂

    Ich komme immer wieder zu der Anekdote zurück, dass ich als Pressesprecher der Oper Halle jeden Artikel für den internen Aushang vom Intendanten abzeichnen lassen musste – alles negative verschwand im Papierkorb.
    Diese Mentalität, diese Angst vor Kritik, herrscht vielerorts immer noch vor. Und an solchen Strukturen beißt sich auch ein Profi wie du sich die Zähne aus. Leider.

    Gut, dass du noch andere Kunden hast als Kulturbetriebe…

  26. @Steffen
    … und noch ein letzter Kommentar für heute, dann höre ich auf zu schimpfen: Transmedia-Storytelling, Augmented-Reality-Games, etc. pp.

    Wer mich kennt, weiß, dass ich diese Begriffe nicht mag – darüber habe ich auch mit Karin Janner nach dem letzten stARTtogether diskutiert.

    Warum? Weil das die meisten Leute (vor allem aus Kulturinstitutionen) gar nicht verstehen. Die denken sich „WTF?“ und haben auf Social Media überhaupt keinen Bock mehr. Und die Ressourcen schon gar nicht. Also lieber erstmal bei den Basics bleiben – auch wenn es den „Profis“ zu langsam geht. Besser als die Leute zu verlieren, oder?

  27. @hagen ich weiß, das ist nicht immer leicht. ich habe aber die erfahrung gemacht, dass es geht. zuletzt hatte ich zweimal leute gegenüber, die sich schon sehr gut über die basics informiert hatten und sehr gut verstanden haben, wovon ich reden. ich gebe mir aber auch immer sehr viel mühe mich in den/die gegenüber hineinzudenken und eben dinge in einer einfachen sprache zu erklären.

  28. @Hagen: Deine Kommentare sind für mich der Beleg, dass es primär nicht um Social Media geht, sondern um das, was diese andere Form der Kommunikation in der Organisationskultur für Veränderungen hervorruft. Genau aus diesem Grund ist es eigentlich auch falsch, Social Media lediglich als Marketinginstrument zu sehen. Streng genommen sollte man Social Media eher irgendwo im Management ansiedeln und in der Rubrik Organisationsentwicklung betrachten als es lediglich als Marketinginstrument zu betrachten.

  29. Ich verfolge die Diskussion mit Begeisterung!

    @Frank: Deine These, „Social Marketing macht heute mehr als 50% des Arbeitsaufwand einer erfolgreichen Unternehmens-Kommunikation/eines Unternehmensmarketing aus“, finde ich extrem steil. Wo hast du denn das gelesen??? Meinst du Social Marketing oder Social Media Marketing? Das ist ja ein grundlegender Unterschied… Doch egal ob du das eine oder das andere meinst: Apple macht nichts davon und ist trotzdem sehr erfolgreich. Auch wenn Apple sicherlich eine Ausnahme ist, so wollte ich damit nur sagen, dass es noch andere Möglichkeiten gibt, erfolgreiches Marketing zu betreiben.

    @Steffen: Von Transmedia Storytelling bin ich ein Freund, aber ich halte den Begriff für schrecklich und das Thema im Kulturbereich für overhyped, da der personelle und finanzielle Aufwand sehr hoch ist. Zumindest, wenn man es gut machen will.

    @Hagen: Ich denke prinzipiell ähnlich wie du. Manchmal denke ich mir allerdings, dass man auch mal eine ordentliche Summe in die Hand nehmen und klotzen muss. So finde ich z.B. das sicherlich sehr kostenintensive Ship Song Project (http://youtu.be/bG7wbAfcKUI) extremst gelungen. Und das ist ja eine klassische 1.0-Maßnahme, die über einen 2.0-Kanal distribuiert wird.

    @Christian: Ich denke, der Frage „Was kann Social Media leisten?“ werde ich mich im nächsten Blogpost annehmen.

  30. @axel
    Wie gesagt: Ihr seht das noch immer aus der klassischen Perspektive. Gerade Apple ist das beste Beispiel für ein sehr gutes Social Marketing. Das ich, du und Millionen andere sich über das iPad in den Netzwerken und auf Blogs ausgelassen haben, hat ihnen nachweislich 500 Millionen Dolalr an Werbung gespart. Hier kann man sogar sagen, dass Social Marketing (bei dem Social Media ein wichtiger Bestandteil ist) 5-10x so hoch ist, wie die Werbkosten des Unternehmens für ein Produkt. So gesehen würde ich sagen, dass ich mit den 50% sogar noch weit unter dem tatsächlich Wert liege. Professionell funktioniert das so, dass du die Influencer bevorzugt mit Infos und „Freundschaft“ anfixt und sie das dann in die Communities übertrsgen. Robert Scoble und Guy Kawasaki sind so 2 Typen für den Tech-2.0-Bereich zum Beispiel. Oder TEchcrunch und Mashable als Online-News-Portale.
    Die Kunst besteht dann darin – nach Listen und Learn -, Lead, also Führung, zu übernehmen. Das ist die grosse Kunst. Beherrscht in Deutschland kaum wer.
    Transmedia Storytelling mag ein sperriges Wort sein, beschreibt aber ein System. Ein System vo Technik. Kommunikation und Inhalt zu einer Strategie vereint werden. Falsch ist deine These, dass es zu aufwendig ist. Eher ist es eine Ressourcen-Verschwendung, wenn Projekte nicht von vorne herein nach diesem System aufgebaut sind. Denn anders hebst du dich nicht aus der Masse heraus. Hier ein paar Hintergründe zum Einarbeiten: http://echtzeitgeist.posterous.com/tag/transmediastorytelling . Das wir auf jeden Fall in einer beruflichen Tätigkeit im Kulturmanagement eine wichtige Rolle spielen.
    Christian Henner-Fehr arbeitet gerade für stARTconference an einem eBook dazu, wo ich auch etwas geschrieben habe. Da ist alles dann noch einmal ausführlicher-

  31. @Axel: vielleicht sollten wir uns von der Vorstellung verabschieden, dass Social Media Marketing ist und Marketing für tot erklären? Das passt doch ganz gut zur Überschrift dieses Beitrags. 🙂

    Social Media geht weit über das, was wir als Marketing verstehen hinaus und schafft es, richtig eingesetzt, sehr viel effektiver und effizienter, Menschen zu erreichen, anzusprechen und zu begeistern.

    Du schreibst, Transmedia Storytelling ist „overhyped“. Ich glaube zwar zu wissen, was Du meinst, aber der Begriff ist unsinnig, denn was bitte ist die Steigerung eines Hypes, der ja schon den Rahmen des Normalen sprengt? Ein Hype ist nichts negatives, ganz im Gegenteil. Dass auf das riesengroße Interesse mit meist völlig überzeugenden Erwartungen die große Ernüchterung folgt, kann der Sache nur gut tun. Dieses Zurückfinden auf den Boden der Realität ist die Voraussetzung dafür, dass gehypte Tools oder Trends dann auch etwas für uns Normalsterbliche werden.

  32. @Hagen Verstehe ich sehr gut. Habe halt das Glück, für Unternehmen und Organisationen zu arbeiten. Die sind schon weiter, wenn auch noch ganz am Anfang in Deutschland.
    Aber darin liegt ja auch gerade die grosse Chance für Kunst und Kultur: Sie haben den Content, mit dem sie begeistern können. Sie müssen ihn nur professionell anbieten. Und gerade dafür waren die DUPhils 2 Jahre lang ein internationales Vorbild.
    Wenn ich sehe, was heute in Zeitungen dazu zu finden ist…das letzte Konzert, das erste mit dem neuen GMD, war den Zeitungen keine Zeile wert. Das gabe es zu Zeiten des Blogs nicht: zum einen waren 2-3 Stunden nach dem Konzert Berichte in den Communities (wenn nicht schon der Abend live mit sehr vielen Usern weltweit geteilt wurde, z.B. web@classic oder liveblog-Events), zum anderen haben Zeitungen die Fotos übernommen (die wesentlich besser waren als Standart-Pressefotos) und schrieben zumindest noch einen kleinen Text dazu. Dieses Mal: Nichts.

    So geht das einfach nicht, wenn man als A-Orchester wahr genommen werden will.

  33. @axel: Innovation ist einfach mal eine verdammt gute Geschichte. Das verbreitet sich wie im Sturm oder waren es Menschen?? Und wenn man wie Apple auf eine vorhandene Community bauen kann, die die frohe Kunde transmedial, also über unzählige Blogs, Podcast, Videos, im tatsächlichen Gesprächen beim Meeting und hastenigesehen weitertragen … denk mal drüber nach.

    @christian h-f: über das, was nach marketing (in Form von zählbaren Einheiten) kommt, denke ich tatsächlich gerade nach 🙂

  34. @Christian
    Ich denke auch, dass Social Media Chefsache sein sollte – in dem Sinne, dass eine entsprechende Strategie vom Management gewollt, mitentwickelt und mitgetragen wird. Wenn man dann noch die Mitarbeiter dafür begeistern kann, macht es richtig Sinn. Von daher würde es wenig Sinn machen, den DaCapo-Blog wiederzubeleben.

    Womit wir beim Thema Marketing wären. Wenn eine Social Media Strategie nicht vom ganzen Unternehmen getragen wird, und das Web-Team allein vor sich hinwurschtelt, dann ist es schnödes Marketing und auch entsprechend langweilig. Wenn wirkliche Impulse (Inhalte) von innen kommen (z.B. von den Orchestermusikern selbst), dann wird es spannend.

    Andernfalls kommt man sich auch im Social Web vor wie in einer Dauerwerbesendung – da kann man noch so oft den Begriff vom „authentischen Kommunizieren“ bemühen.

    @Axel
    Der subtile Unterschied zwischen Social Media Marketing und Social Marketing ist mir nicht bekannt. Bitte um Aufklärung.

    Übrigens finde diese Diskussion sehr erfrischend, weil sie eben nicht Transmedial ist, sondern sich eine handvoll Leute auf EINER Plattform unterhält. Ich bin eben doch retro 🙂

  35. @Frank: Tut mir Leid, dass ich in diesem Fall ein bisschen penibel sein muss, aber was du meinst ist „Societal Marketing“ (http://en.wikipedia.org/wiki/Societal_marketing). Verkürzt: Die Suche nach dem Gespräch mit den Konsumenten und das Eingehen auf deren Wünsche und Kritik. „Social Media Marketing“ geht in eine ähnliche Richtung (http://de.wikipedia.org/wiki/Social_Media_Marketing), „Social Marketing“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Social_Marketing) ist was ganz anderes.

    Ich stimme Steffen zu, dass Apple ein sehr innovatives Unternehmen ist und das Glück hat, eine extrem starke Community hinter sich zu haben, die einen Großteil der Kommunikation für Apple und auch im Sinne von Apple übernimmt. Der Punkt an dem ich dir, Frank, widerspreche, ist, dass Societal Marketing „50% des Arbeitsaufwand einer erfolgreichen Unternehmens-Kommunikation“ ausmacht. Der Arbeitsaufwand ist ja – um im Beispiel zu bleiben – für Apple unglaublich gering! Sie profitieren von ihrer Marke und ihren hervorragenden Produkten. Kritikpunkte gibt es ja genug (Befürwortung von Lock-in-Effekten, die Leidenschaft vermeintliche Konkurrenten zu verklagen etc.). Aber gut, wollen wir nicht mehr über Apple reden (machen ja ohnehin schon alle ;-)), sondern über Kultureinrichtungen. Die sind ja in der Regel lokal verortet. Und die meisten sind auch nicht in Berlin, sondern an Orten, wo es nur eine kleine Bloggerszene und eine noch viel kleinere Kultur-Bloggerszene gibt. Dass man die mit ins Boot holen sollte, finde ich selbstverständlich. Du misst diesen Influencern aber eine unheimliche Bedeutung. Bei Tech-Blogs stimme ich dir vollkommen zu, aber im Kulturbereich haben Blogger und Twitterer nur eine geringe Bedeutung (zumindest was ihr Einfluss auf die Besucherzahlen anbelangt). Man könnte ein „bislang“ hinzufügen. Wenn man allerdings bedenkt, wie lange es das Web 2.0 schon gibt, dann frage ich mich schon, wann bzw. ob sich überhaupt was ändert. Das Problem sehe ich v.a. in der lokalen Verortung der Kultureinrichtungen und den geringen Innovationen.

    @Hagen: Stimme dir voll und ganz zu. Auch wenn das retro ist. 😉

  36. @Axel Du wirst es nicht glauben, aber manchmal gehen Realität und Wiki unterschiedliche Wege ;). Unter Kollegen im In- und Ausland hat sich für ein authentisches und offenes Marketing unter dem Motto „The Brand is your Friend“ diese Abkürzung von „Social Web/Media Marketing“ durchgesetzt. Das ist eh ein unklares Feld: Ich kenne den Ausdruck „Social Network“ aus UK aus den frühen 80ern. Früher waren das analoge Nachbarschafts/Gemeinde-Netzwerke. Du siehst: locker bleiben: Tempus fugit. Und mir ist es eigentlich egal, wie es heisst, hauptsache der Kunde versteht es. Zumindestens das ist dank „Social = digitale Community-Struktur“ der Fall.
    Aber danke für den Hinweis, dass Wikipedia da überarbeitet werden sollte.

  37. @Axel: Der Aufwand, den Apple betreibt in Sachen Marketing betreibt, ist gering, da gebe ich Dir recht. Aber Apple hat es perfekt verstanden, eine Community rund um die eigenen Produkte aufzubauen und diese Community wird gelebt, tagtäglich und mit einem Aufwand, der mehr als 50% beträgt.

    Und genau so muss es auch bei Kultureinrichtungen funktionieren. Das Publikum zur Community zu machen, darüber hat Chris Brogan schon vor mehr als zwei Jahren geschrieben. Wer da ansetzt wird schnell merken, dass man Community leben muss und das zu 100%.

  38. @Frank: Ich bin mir bewusst, dass Begriffe sich wandeln. Trotzdem sind Definitionen gut, damit man nicht aneinander vorbeiredet. Aber vielleicht bin ich einfach retro. 😉

  39. Sind wir jetzt alle retro, oder was? Wo bleibe ich denn da?

    @Axel
    Danke für den Verweis auf Wikipedia – jetzt kennen ich wenigstens den Unterschied zwischen Social Marketing und Social Media Marketing. Aber wie Frank sagt, wichtig ist, dass die Leute verstehen was gemeint ist. In der Praxis werden die Begriffe häufig vermischt.

    Zu den Influencern: da ist die KultursSzene in der Tat nicht mit anderen Branchen vergleichbar. Da spielen Gewohnheiten, Herkunft und Erziehung eine viel größere Rolle als Impulse aus dem Social Web.
    Nicht zu unterschätzen ist aber die Bedeutung von Social Networks für B2B – z.B. beim Aufbau von Firmenkooperationen, Sponsoring, etc. … das wird von Seiten der Kultur bislang sträflich vernachlässigt.

    Aber nochmal: den Konzertsaal wird man mit Hilfe des Social Web nicht füllen, weder heute noch in 5 Jahren.
    Oder geht ihr vielleicht öfter ins Konzert oder ins Theater, seit es das Social Web gibt?

  40. @Hagen: mein Kunstkonsum hat sich nicht erhöht, aber ich wähle sehr gezielt aus und da spielt die Kommunikation via Internet eine ganz wesentliche Rolle. Von manchen Dingen hätte ich vermutlich nie gehört, was dann zu Lasten der Kultureinrichtungen geht, die ich vorher besucht habe. Man kann also in meinem Fall von so etwas wie einem Verdrängungswettbewerb sprechen.

  41. Schon erstaunlich, was dieser eigentlich sehr nüchtern bilanzierende Artikel an leidenschaftlichen Reaktionen ausgelöst hat. 🙂 Ich glaube, wer die Innenperspektive einer Kultureinrichtung kennt, kann zu gar keinem anderen Ergebnis kommen, als du, Axel. Wer aus Sicht eines Social Media-Afficionados argumentiert, wird wiederum kein Verständnis für diese Sichtweise haben können, weil er die Nischenhaftigkeit, die Social Media als Kommunikationskanal für Kultureinrichtungen einfach doch noch hat, nicht sieht. Kultureinrichtungen haben in aller Regel eine lokal begrenzte Strahlkraft und da lässt sich die kritische Masse, die aufwändige Social Media Aktivitäten Kosten-Nutzen-mässig rechtfertigen, selten erreichen. Denn am Schluss zählt doch, ob die Leute in die Einrichtung kommen oder nicht.

  42. @Axel: Du gefällst Dir doch recht gut in dieser Rolle. 😉

    @Christian: genau und deshalb empfehle ich dann auch immer Marketing per Handzettel und Plakat, deren Qualität dann auch meist vortrefflich mit der Strahlkraft der jeweiligen Kultureinrichtung korrespondiert. Außerdem, und das als letztes Totschlagargument, hat man das schon immer so gemacht…

  43. @Christian Holst: Erst mal lieben Gruss :)!

    Wenn ich für Kultureinrichtungen arbeite, heisst das Ziel immer „Besucherzahlen, Wahrnehmung, Medienkompetenz rauf!“. Wichtigkeit in dieser Reihenfolge. Das erfülle ich dann auch so. Deshalb muss ich dir hier mit meinen Erfahrungen und Aufträgen widersprechen.
    Gerade die „regionale Strahlkraft“ ist dabei wesentlich einfacher zu erreichen und regionale Besucher leichter zum Besuch zu motivieren, als überregionale oder internationale.
    Damit hatte ich wirklich noch nie ein Problem. Im Gegenteil: Das ist die Stärke dieses Marketings.
    Daher kann ich deine Argumente aus der Praxis wirklich nicht bestätigen.

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