10 Jahre Kulturinfarkt – was wurde draus?

Kulturpolitik: 10 Jahre "Kulturinfarkt"

2012 haben Dieter Haselbach, Armin Klein, Pius Knüsel und Stephan Opitz das Buch „Der Kulturinfarkt” veröffentlicht. Und heute? Ist fast alles so wie es war. Nur dass die Kultureinrichtungen mehr Geld denn je erhalten. 

Kultur-Sponsoring: Brauchen Tech-Unternehmen Kultur?

Wer hip sein will, spricht über KI, Machine Learning und Digitalisierung – nicht über Kunst und Kultur. Trotzdem sponsert ein Technologiekonzern wie Siemens bildende Kunst, Musik und kulturelle Bildung. Warum eigentlich? Und was können Unternehmen von Künstlern und Kulturschaffenden lernen?

Kulturpolitik: Wer verändert jetzt was?

In wenigen Tagen geht Prof. Armin Klein in den Ruhestand, im Dezember hat bereits der Berliner Kulturstaatssekretär Tim Renner sein Amt aufgegeben. Beide wollten eine kulturpolitische Neuausrichtung und eine Umverteilung der Kulturgelder, beide bekamen heftigen Gegenwind. Der aus der Musikbranche stammende Renner ein paar Jahre lang, Klein über Jahrzehnte hinweg. Zwei Unbequeme gehen also, doch die Probleme bleiben.

Volksbühne 2.0

Ungleich und ungleich gesellt sich ungern. Und das ist ein ganz wesentlicher Grund, warum viele junge Leute nicht mehr ins Theater gehen. Das Gemeinschaftsgefühl fehlt. Früher sorgten Theatergemeinden und die Volksbühne dafür, dass sich Gleichgesinnte im Theater trafen, heute weiß kaum ein Junger, was das überhaupt ist. In Düsseldorf gibt es mit „ausreihe3“ aber eine Art Besucherorganisation für 17- bis 40-Jährige, die läuft.

Ist Crowdfunding für die Kunst für die Katz?

Crowdfunding wächst und wächst und befindet sich dennoch auf geringem Niveau. Einige medienwirksame Kickstarter-Projekte aus den USA wie das skurrile „Potato Salad“-Crowdfunding oder die krass überfinanzierte Kühlbox „Coolest Cooler“ täuschen darüber hinweg, dass Crowdfunding in Deutschland nach wie vor ein Nischenthema ist, gestartete Aktionen keine Selbstläufer sind und die Finanzierungsziele oft nicht erreicht werden. Es ist verständlich, dass sich der finanziell schwache Kulturbereich nach neuen Einnahmequellen sehnt, doch Crowdfunding taugt dafür nur bedingt.

Kultur sponsored by Reemtsma

Letztes Wochenende hat in Düsseldorf das Variété Liberté gastiert. Aus einem ehemaligen Supermarkt wurde „eine einzigartige Begegnungsstätte für Kulturenthusiasten. Großformatige Rauminstallationen, traumwandlerische Multimedia-Performances und musikalische Delikatessen hauchten dem bis dahin leer stehenden Gebäude eine neue Identität ein“, heißt es auf der Website. Bisschen übertrieben, aber nicht falsch. Gesponsert wurde die Veranstaltung von Gaulloise/Reemtsma. Und das scheint für einige noch immer ein Problem zu sein. Meiner Meinung nach ist es das Gegenteil: eine große Chance!

Crowdfunding – bitte realistisch bleiben!

Bereits im Juli wird dieses Jahr die startconference stattfinden, Motto: „navigare!“ Während andernorts von „Social Müdia“ die Rede ist, wird Frank Tentler nicht müde, die Neuartigkeit des Social Webs zu betonen. Das Problem sei nur: „(…) wir Menschen, die wir es privat und beruflich nutzen, beherrschen und verstehen es nicht.“ Im Vergleich zur visionär anmutenden stART.11 steht dieses Mal folglich die Praxis im Vordergrund. Finanziert werden soll die Konferenz u.a. über Crowdfunding; angestrebt werden 30.000 €. Mein Tipp: die kommen rein! Allerdings sinken die Einnahmen aus anderen Quellen – nicht ganz zufällig.