Kulturelle Bildung übers Internet – Teil 2

Das Social Web bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Interaktion, zum Dialog und zur Partizipation – und damit ideale Voraussetzungen für kulturelle Bildung übers Internet. Kultureinrichtungen können sich eigene Mitmach-Plattformen erstellen, wie es das Städel bereits 2008 mit seiner Städel-Community getan hat, und sie können bestehende Plattformen wie Facebook, Twitter und YouTube zur Kulturvermittlung nutzen. Bislang regiert zwar vielerorts noch die Werbung, aber nicht überall. Hier einige Best Practice Beispiele.

Kulturelle Bildung übers Internet – Teil 1

Kultureinrichtungen wollten ihre Social Media Aktivitäten eigentlich dazu nutzen, um neue Zielgruppen anzusprechen und ihre Reichweite zu erhöhen. Es ging primär um die Frage, wie sich via Social Media Marketing der Umsatz steigern lässt. Mittlerweile hat man festgestellt, dass das ein sehr schwieriges Unterfangen ist, weshalb diverse Social Media Experten raten, die monetären und quantitativen Ziele eher hintenanzustellen und stattdessen die Kulturvermittlung in den Vordergrund zu rücken. Schließlich werden Kultureinrichtungen ja aufgrund ihres Bildungsauftrags unterstützt. Und je mehr Leute im Social Web sind und je mehr Zeit sie dort verbringen, desto mehr sind die Kultureinrichtungen gefordert, dort Bildungsangebote anzubieten – so die Argumentation. Doch wo fängt kulturelle Bildung 2.0 an? Und wie soll sie aussehen?

Besucher binden mit Social Media. Ein Ding der Unmöglichkeit?

Der Begriff „Kundenbindung“ hat sich im Marketing etabliert, obwohl ihm etwas Unmoralisches anhaftet; klingt er doch so, als wollten Unternehmen ihre Kunden festbinden, fesseln oder anketten. Dieser Gedanke ist nicht ganz unberechtigt, man denke nur an den Bertelsmann Club, der früher seine Mitglieder vierteljährlich zum Bücherkauf zwang. Prinzipiell ist Kundenbindung aber nichts Schlechtes, zumal sich Kunden mitunter ganz gern binden und sich selbst z.B. mit einem Abo zum regelmäßigen Theaterbesuch „zwingen“. Online funktionieren kostenpflichtige Mitgliedschaften oder Abos jedoch nur selten, über Facebook schon gleich gar nicht. Folglich gilt es, die Kunden bzw. Fans via Social Media zu begeistern und mit ihnen in Dialog zu treten, um so eine langfristige Kundenbeziehung aufzubauen.

Besucher gewinnen mit Social Media. Ein Ding der Unmöglichkeit?

Noch vor wenigen Jahren schien klar, dass Kulturbetriebe durch Social Media Marketing neue (vor allem jüngere) Besucher gewinnen können und sich dadurch der Umsatz steigern lässt. Mittlerweile scheint genau das höchst umstritten. Hagen Kohn schreibt in einem Kommentar zu meinem letzten Blogpost „‘Neue Publikumsschichten erschließen‘ ist ein Thema, das man sich abschminken sollte – ein paar tausend FB-Fans sind schön, aber wer von denen geht regelmäßig ins Konzert?“. Frank Tentler hingegen ist der Auffassung, dass das funktionieren kann. So sei bei den Duisburger Philharmonikern, die im Social Web zwischen 2008 und 2010 sehr präsent waren, der Anteil der 20- bis 40-Jährigen um ca. 10% gestiegen. Wem darf man nun glauben? Was stimmt?

Externe Blogs von Kultureinrichtungen sind tot.

dacapo, der Blog der Duisburger Philharmoniker, ist tot und wurde vor wenigen Tagen beerdigt. Frank Tentler und Konsorten versuchen jetzt, den Blog wieder auferstehen zu lassen. Auf Facebook wurde gestern eine Aktion gestartet, mit der man den Duisburger Philharmonikern die Liebe entziehen wollte. Gejuckt hat die Aktion kaum einen. Die Anzahl der FB-Fans sank von 1.074 auf 1.070. Und das war wohl auch das Problem von dacapo: fast niemand hat sich dafür interessiert. Folgerichtig wurde der Blog dicht gemacht. Nicht zu Unrecht. Der Dialog mit den Kunden wird ohnehin woanders geführt.

Web-Trends: Lustig sein erlaubt!

In der ZEIT wurden diverse Versicherungen harsch kritisiert, weil diese auf Twitter und Facebook mitunter Triviales von sich geben: „Geschichten von Eichhörnchen, die durch das Anknabbern von Stromleitungen ganze Verkehrsverbünde lahmlegen, von der Autopanne des US-Präsidenten beim letzten Staatsbesuch oder davon, dass Kölsch in New York als Sommerdrink des Jahres gilt“. Sicherlich lässt sich über jeden einzelnen Beitrag/Tweet streiten, aber ist deshalb gleich die gesamte Strategie schlecht? Schließlich raten viele Experten dazu, in sozialen Netzwerken einen Dialog auf Augenhöhe zu führen, nicht nur über sich selbst zu reden und die Nutzer da abzuholen, wo sie sind. Und das heißt unter Umständen: niederschwellige Angebote machen, locker kommunizieren und mitunter einen Link posten, der nichts mit dem eigenen Kerngeschäft zu tun hat. Auch ich befürworte das, allerdings sollte die Mischung stimmen!

Wer googelt, der findet: Suchmaschinenoptimierung (SEO) für Kultureinrichtungen

Vor kurzem hat Google mit seinem Panda-Update mal wieder seine Algorithmen geändert und damit mancherorts für Ärger gesorgt. Und was jetzt? Ruhig bleiben. Fiese Folgen hat das Panda-Update fast nur für Linkfarmen und Content-Schleudern. Da die meisten Websites nicht zu dieser Kategorie gehören (die von Kultureinrichtungen schon gar nicht), dürfte der Eingriff – wenn überhaupt – eher positive Folgen haben. Dennoch ist es ein willkommener Anlass, die eigene Website einer Suchmaschinenoptimierung (= Google-Optimierung) zu unterziehen.

Social Media: Ohne Kreativität und ohne Crossmedia geht’s nicht!

Gestern Abend fand die Montagsrunde statt, bei der Christian de Vries die Opernfestspiele Heidenheim vorgestellt hat. Obwohl das Festival insgesamt sehr gut lief – die Auslastung der sieben Fidelio-Aufführungen lag beispielsweise bei über 97 Prozent (siehe Blog) – ließ Christian durchblicken, dass er sich von den Social Media Aktivitäten zukünftig mehr erhofft. Blog, Facebook und Twitter bedient man ja und trotzdem will man das jüngere Zielpublikum nicht so recht erreichen. Preisfrage: Woran liegt das? Dazu bedarf es sicherlich einer detaillierten Analyse. Aber wenn ich die Blogposts und Facebookeinträge so durchlese habe ich das Gefühl, dass es ein wenig an Kreativität und an crossmedialen Aktionen mangelt, und die Blogger an der Zielgruppe vorbeischreiben.

Kulturfinanzierung in Amerika: Vorbild oder Feindbild?

Während meines Studiums hat Prof. Armin Klein stets die mehrdimensionale Kulturfinanzierung gepriesen und postuliert, dass sie für deutsche Kultureinrichtungen zukünftig unumgänglich sein wird. In Amerika finanzieren sich Kultureinrichtungen schon seit jeher mehrdimensional. Was sich in wirtschaftlich schlechten Zeiten daraus ergeben kann, zeigt sich momentan: das Philadelphia Orchestra hat Konkurs angemeldet und die New York City Opera steht auf der Kippe. Klingt schlimm. Doch warum sollte es der Kunst besser gehen als anderen?