Die Lebensführungstypologie von Gunnar Otte – eine Chance für Kultureinrichtungen zur Analyse ihrer Besucherstruktur?

Gunnar Otte  hat seine Lebensführungstypologie – als Pendant zu den Sinus-Milieus – zur Segmentierung der allgemeinen Bevölkerung entwickelt. Für die Analyse der Besucherstruktur von Kultureinrichtungen erscheint die Typologie zumindest dann zu unspezifisch, wenn man diese für Marketingmaßnahmen nutzen will. Um eine Übersicht zu bekommen, für welche Lebensstilgruppen welche kulturellen Angebote interessant sind, scheint Ottes Typologie jedoch allemal zu taugen. Eine solche Erhebung, sowie ein anschließender Vergleich mit Barz‘ Studie zum milieuspezifischen Besuchsverhalten von kulturellen Einrichtungen, wäre wünschenswert.

Offen ist, ob Ottes Fragebogeninstrument in der Kurzversion, das vor über zehn Jahren entwickelt wurde, heute noch aktuell ist. Besonders die Frage, wie häufig man überregionale Tageszeitungen liest, wirkt heutzutage, wo auch Wochenzeitungen, wie z.B. der Spiegel, online tagesaktuelle Informationen anbieten, nicht mehr zeitgemäß. Auch die Frage, wie viel Geld man ausgibt, wenn man einmal in einem Restaurant richtig gut Essen geht, erscheint aufgrund der jährlichen Inflationsrate von ein bis zwei Prozent, ebenfalls aktualisierungsbedürftig.

Otte selbst schreibt über seine Studie, dass sein Lebensstilkonzept nur als Ergänzung, keinesfalls als Alternative zu Strukturvariablen, eingesetzt werden solle und dass die vorliegende Erkenntnisse keinen Beleg dafür liefere, dass Lebensstiltypologien erklärungskräftiger seien als eine adäquate Kombination „klassischer“, „objektiver“ Sozialstrukturkategorien.

Trotz dieser kritischen Worte haben Lebensstilmodelle durchaus Vorzüge. Für kleinere Kultureinrichtungen (z.B. Stadtmuseen) dürfte es aber oft einfacher und auch gewinnbringender sein, anstatt die Lebensstile der Besucher zu erheben, den Kontakt zu diesen zu suchen, sei es durch Gespräche an der Kasse, bei Veranstaltungen oder via sozialen Netzwerken im Internet – Möglichkeiten gibt es hierbei genug.

Hier die fünfseitige Arbeit als pdf: Die Lebensführungstypologie von Gunnar Otte – eine Chance für Kultureinrichtungen zur Analyse ihrer Besucherstruktur?

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