Best of Nicholas A. Christakis und James H. Fowler „Connected!: Die Macht sozialer Netzwerke und warum Glück ansteckend ist“

Was sind soziale Netzwerke?

Soziale Netzwerke sind zunächst von Gruppen zu unterscheiden. Bei Gruppen handelt es sich um eine bloße Ansammlung von Menschen (z.B. Personen in einer Warteschlange) oder um Menschen mit gemeinsamen Eigenschaften (z.B. Frauen, Demokraten oder Juristen). Ein soziales Netzwerk geht darüber hinaus und zeichnet sich durch die Beziehungen der Menschen innerhalb der Gruppe aus. „Diese Beziehungen und vor allem deren Muster sind oft wichtiger als die Einzelpersonen selbst. Sie erlauben es den Gruppen, Dinge zustande zu bringen, die eine Gruppe von Einzelpersonen nicht leisten könnte. Diese Beziehungen erklären auch, warum das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile“ (Christakis/Fowler 2010: 24).

Wie funktionieren soziale Netzwerke?

Wie sich an der Darstellung der Beziehungen von 105 Studierenden eines Studentenwohnheims zeigt (zum Vergrößern anklicken), sind soziale Netzwerke komplex. In diesem Beziehungsgeflecht hat im Durchschnitt jeder Student freundschaftliche Beziehungen zu sechs anderen Studenten, doch haben einige nur einen, andere zahlreiche Freunde. In der Grafik sind die besser Vernetzten näher am Zentrum platziert, die schlechter Vernetzten näher am Rand. Die Zentrumsnähe ist darüber hinaus abhängig von der Transitivität des Netzwerks, also dem Vernetzungsgrad der Freunde untereinander. Sind die Freunde einer Person untereinander befreundet, so besitzt das Netzwerk dieser Person eine größere Transitivität und die Person steht im Netzwerk dem Zentrum näher.
Menschen in einem hoch transitiven Netzwerk sind in der Regel stark in ein einziges Netzwerk eingebettet, wohingegen Menschen mit wenigen transitiven Beziehungen häufig Kontakt mit Angehörigen verschiedener Gruppen unterhalten, die einander nicht kennen und auf diese Weise als Brücke zwischen verschiedenen Gruppen dienen können (vgl. Christaks/Fowler 2010: 36).
In der Grafik ist die Intensität der Beziehung nicht dargestellt. Ob beispielsweise zwischen zwei Personen eine „Blutsbrüderschaft“ besteht oder ob diese nur „Partyfreunde“ sind, geht aus der Grafik nicht hervor. Abhängig davon, was in einem Netzwerk übertragen wird (z.B. Geschlechtskrankheiten oder Informationen), ist die Art der Beziehung von hoher oder geringer Bedeutung. In einer repräsentativen Umfrage unter 326 Amerikanern fanden Christakis und Fowler heraus, dass die Befragten im Durchschnitt über lediglich vier enge Sozialkontakte verfügten, wohingegen die Anzahl an sonstigen Beziehungen zu Verwandten, Freunden, Kollegen etc. um ein Vielfaches höher ist (vgl. Christakis/Fowler 2010: 35).

Welche Gesetzmäßigkeiten gibt es in Netzwerken?

Christakis und Fowler benennen fünf Netzwerkgesetze, von denen ich nur vier nenne, weil meines Erachtens „Unser Netzwerk prägt uns“ das Gesetz „Unsere Freunde prägen uns“ bereits einschließt.

1. Wir prägen unser Netzwerk
Menschen sind homophil, umgeben sich also gerne mit Gleichgesinnten, getreu der Volksweisheit „Gleich und Gleich gesellt sich gern“. Entsprechend prägt jede Person auch ihr Netzwerk, indem sie bewusst Bekanntschaften zu bestimmten Personen sucht oder meidet (indem sie beispielsweise in einen Verein eintritt oder aus ihm austritt) und indem sie die Intensität zu bestehenden Bekanntschaften verstärkt oder abschwächt (vgl. Christakis/Fowler 2010: 33 ff.).

2. Unser Netzwerk prägt uns
Analog zum vorherigen Netzwerkgesetz prägen Menschen nicht nur ihre Netzwerke, sondern werden auch durch sie geprägt. So werden beispielsweise Studenten mit fleißigen Zimmergenossen fleißiger und wer neben einem Vielfraß sitzt, isst mehr (vgl. Christakis/Fowler 2010: 40.). Menschen neigen also dazu andere nachzuahmen. Dieses Netzwerkgesetz von Christakis und Fowler sagt jedoch noch nichts darüber hinaus, wer auf wen Einfluss nimmt und warum dies geschieht. Wie viel faule Studenten sind nötig, um einen Fleißigen zur Faulheit zu bekehren? Wie stark müssen diese Beziehung sein, damit dies funktioniert?

3. Die Freunde der Freunde unserer Freunde prägen uns
Dieses Gesetz ist streng genommen eine Erweiterung der ersten beiden, denn es besagt „nur“, dass die gegenseitige Prägung sich nicht allein auf das unmittelbare Netzwerk von Personen beschränkt, sondern darüber hinaus geht. Um das Netzwerk einer Person zu verstehen, reicht also der Blick auf die Zweierbeziehungen dieser Person nicht aus. Christakis und Fowler leiten aus verschiedenen Untersuchungen das „Gesetz der drei Schritte“ ab, das sie wie folgt beschreiben: „Alles, was wir tun und sagen, wird durch unser Netzwerk weitergegeben und beeinflusst unsere Freunde (erster Schritt), die Freunde unserer Freunde (zweiter Schritt) und die Freunde der Freunde unserer Freunde (dritter Schritt)“ (Christakis/Fowler 2010: 47). Über einen Radius von drei Personen hinaus ist laut Christakis und Fowler keine Wirkung mehr spürbar.

4. Netzwerke führen ein Eigenleben
Soziale Netzwerke können Eigenschaften, Funktionen oder Dynamiken entwickeln, die von ihren Angehörigen weder kontrolliert noch wahrgenommen werden. Beispiele hierfür sind etwa Massenpaniken, „Laola“-Wellen im Fußballstadion oder das Flugverhalten eines Vogelschwarms. Hierbei spricht man von der Emergenz von sozialen Netzwerken. Diese besagt, dass ein Ganzes über Eigenschaften verfügt, die erst aus der Interaktion und der Verbindung seiner Teile hervorgehen (vgl. Christakis/Fowler 2010: 45).

Literatur: Christakis, Nicholas A. /Fowler, James H. (2010): Connected!: Die Macht sozialer Netzwerke und warum Glück ansteckend ist, Frankfurt am Main.

2 Antworten

  1. Do the arguments and ideas present in this book merit such far-reaching exploration, not to mention the attention they have brought the authors? Quite possibly so. For starters, that obesity study. Poring through the meticulous records of the Framingham Heart Study, conducted from 1948 to the present in a small Massachusetts city, Christakis and Fowler mapped out the relationship of 12,067 people with more than 50,000 ties (or connections between friends and relatives) among them. Analyzing the network, the authors noticed that obese people tend to be friends with other obese people, while thin people tend to be friends with other thin people. On one level, this is obvious and unsurprising; birds of a feather and all that. But based on their reading of the data (which some other researchers have questioned), the authors concluded that the relationship was causal: being associated with overweight people, even indirectly, is likely to make you overweight.

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