Socia-Media-Strategie: LinkedIn, Pinterest und YouTube

Social-Media-Strategie: Mehr Mut zu LinkedIn, Pinterest und YouTube!

Eine Social-Media-Strategie ohne Instagram ist undenkbar. So geht es bei der Auswahl der geeigneten Kanäle mittlerweile eigentlich nur noch um die Frage „TikTok – ja oder nein?“. Gerade für kleine Unternehmen und Organisationen machen Pinterest, LinkedIn und YouTube jedoch oft mehr Sinn. Und auch Whatsapp sollten sie im Blick behalten!

Zugegeben, manches sagt sich leicht. Eine „Social-Media-Strategie abseits der Norm“ klingt zwar erstmal gut, wenn es jedoch ans Eingemachte geht und man als Social Media Manager dem Chef erklären muss, dass man Instagram außen vor lassen will, sieht die Sache schon ganz anders aus. Denn das Risiko, dass die eigene Strategie fehlschlägt und dann alle sagen „Siehste, hab ich doch gleich gewusst“, ist groß. Ich selbst hätte in der Praxis auch nicht die Eier, auf Insta gänzlich zu verzichten. Um ein peinliches Scheitern zu verhindern, bietet es sich daher als Fallback-Lösung an, Instagram und Facebook als „Zweitverwertungskanäle“ zu nutzen. Ist absehbar, dass die erarbeitete Strategie nicht aufgeht, kann man sie ohne großen Gesichtsverlust anpassen.

Warum überhaupt eine andere Social-Media-Strategie wagen?

Die Antwort ist einfach: Weil die Konkurrenz auf Instagram und Facebook extrem hoch ist. Wer 2020 mit einer Facebook-Seite beginnt, hat quasi schon verloren, weil die meisten Nutzer schlichtweg müde sind, irgendwelchen Unternehmen zu folgen. Auf Insta ist die Tendenz die Gleiche. Dieser Umstand führt in der Praxis dazu, dass ein massiver Aufwand betrieben werden muss, um den eigenen Kanal bekannt zu machen und Follower zu generieren. Schnell geht es dann um nebensächliche Fragen wie „Welche Uhrzeit ist die beste zum Posten?“ oder „Wie viele Hashtags soll man verwenden?“. Mich erinnert das Verhalten mitunter an einen schwerkranken Krebspatienten, der sich im Supermarkt fragt, was seiner Gesundheit wohl zuträglicher ist, Äpfel oder Birnen? Statt sich also im Kleinklein zu verzetteln, sollte man sich eher grundlegend Gedanken machen, ob die eigene Social-Media-Strategie erfolgsversprechend ist.

LinkedIn: Weil die Nutzer älter sind und mehr Geld haben

Bislang wird das Business-Netzwerk mit rund 14 Millionen Nutzern im deutschsprachigen Raum von Unternehmen meist für Brand-Building und Purpose Marketing sowie für Employer Branding und Personalmarketing genutzt. Überspitzt könnte man sagen, dass alle Unternehmen auf LinkedIn innovativ, nachhaltig, fair und divers sind, tolle Karrierechancen bieten und fröhliche und kompetente Mitarbeiter haben.

Die mitunter beklagte „Facebookisierung“ von LinkedIn geht also weniger von Unternehmen, sondern vielmehr von einigen Nutzern aus, die dort Urlaubsfotos und ähnliches posten. Für Unternehmen ist die Facebookisierung eine Chance. So scheint auf LinkedIn zwar etwas mehr Seriosität und etwas weniger Produktwerbung angebracht, doch spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, wenn Kultureinrichtungen dort ihre Trailer hochlüden, Handwerker Einblicke in ihre Arbeit gäben oder Unternehmen neue Produkte vorstellten.

Ritter Sport ist auf LinkedIn zwar noch recht neu, scheint aber produktbezogene Inhalte einstreuen zu wollen (Beispiel). Sofern man mit Maß und Mitte agiert, kann so eine Strategie durchaus gewinnbringend sein, zumal die Nutzer hinsichtlich ihres Alters und Kaufkraft für viele Unternehmen eigentlich wesentlich interessanter sind als irgendwelche TikTok-Teenies. Weiterer Vorteil: Der Veröffentlichungsdruck ist geringer. Während andere Social-Media-Kanäle quasi verlangen, dass man täglich etwas Neues postet, geht es auf LinkedIn wesentlich entspannter zu. Den meisten Unternehmen dürfte das entgegenkommen.

Pinterest: Weil die Halbwertszeit länger ist als auf Instagram

Pinterest hat rund 7 Millionen Nutzer in Deutschland, etwa 70 Prozent davon sind weiblich. Großer Vorteil gegenüber Instagram: Die Halbwertszeit der Inhalte ist deutlich länger, da Pinterest auch als Suchmaschine genutzt wird. Nachteil: Pinterest ist nicht in allen Bereichen gleich stark. Für Themen wie DIY, Food, Fotografie, Interior- und Grafik-Design sowie Mode eignet es sich hervorragend. Gut möglich, dass sich das thematische Spektrum zukünftig erweitert.

Wie man Pinterest erfolgreich nutzt, zeigt beispielsweise Rewe. Das Unternehmen hat zwar „nur“ 40.000 Follower, doch die veröffentlichten Rezepte schauen sich monatlich rund 4 Millionen Personen an. Auch Solo-Selbständige können beachtliche Reichweiten erzielen: Hochzeitsfotografin Jana Stening hat nur rund 100 Follower, kommt aber auf über 100.000 monatliche Betrachter. Zwar sollte man die Aussagekraft solcher Zahlen kritisch hinterfragen, doch an der grundsätzlichen Aussage, dass man über Pinterest enorme Bekanntheit schaffen kann, ändert das nichts. Synchronisieren kann man Instagram und Pinterest über Zapier oder Tailwind (besser, aber kostenpflichtig).

YouTube: Weil dort fast alle Videos schauen

Ok, nicht jeder nutzt YouTube, aber immerhin 77 % der Internetnutzer in Deutschland gehen „mindestens selten“ auf die Plattform. Unternehmen verwenden YouTube meist als Ablageort für Videos, betreiben aber normalerweise keine regelmäßigen Sendungen, wie man sie von YouTubern her kennt. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass erfolgreiche YouTube-Kanäle meist personengebunden sind, Unternehmen sich aber nicht an einzelne Protagonisten binden wollen. Anders im Kanal yumtamtam von Edeka. Hier stellen Melissa, Felicitas und Felix dienstags, donnerstags und sonntags um 16 Uhr je ein Rezept vor – und sind mit 400.000 Abonnenten sehr erfolgreich. Dass man auch mit einfachen Mitteln (und komischer Musik) hohe Abrufzahlen erzielen kann, zeigt der Handwerker-Kanal floorcenter.eu, dessen „tutorialartige“ Videos oft mehrere Hundertausendmal aufgerufen werden.


Whatsapp Business: Weil KMUs einen Startvorteil haben

Das Thema Messenger Marketing war vor allem 2018 heiß, als die kostenlose „Whatsapp Business“-App herauskam. Dass das Interesse daran nachgelassen hat, liegt vermutlich an der schleppenden Entwicklung der App. In Anbetracht des Potenzials, das Whatsapp hat, ist es durchaus erstaunlich, wie gemütlich es der Mutterkonzern Facebook Inc. angehen lässt. Whatsapp Business ist an eine Handy- oder Festnetznummer gekoppelt und kann nicht gleichzeitig an mehreren Geräte betrieben werden. Das macht sie für große Unternehmen unbrauchbar (diese können jedoch die WhatsApp API nutzen). Auf den ersten Blick unterscheidet sich Whatsapp Business nur unwesentlich vom „normalen“ Whatsapp. Man kann jedoch zusätzlich Unternehmensinfos eingeben, einen Produktkatalog anlegen sowie automatisierte Antworten (z.B. Abwesenheitsnachrichten) einrichten. Whatsapp Business eignet sich in erster Linie für den Kundenservice, aber auch fürs Marketing. So können KMUs die Status-Meldungen nutzen, um beispielsweise auf aktuelle Angebote, neue Produkte oder Referenzarbeiten hinzuweisen. Diese sehen dann alle, die die Nummer des Unternehmens eingespeichert haben. Die Broadcast-Funktion (ähnlich wie ein Newsletter) gibt es zwar auch auf Whatsapp Business, eine kommerzielle Verwendung verstößt jedoch gegen die Nutzungsbedingungen.

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