Wenn „dem Internet“ eines klar ist, dann, dass KI alles verändert – gerade im Bereich Suche und Suchmaschinenoptimierung (SEO). Das mag für einige Dienste auch stimmen, doch für die meisten Unternehmen gilt nach wie vor: Content is King. Und: Reputation is Queen.
Zugegeben, die These, dass sich für die meisten Unternehmen durch KI im SEO-Bereich nicht sooo viel ändert, ist gewagt, denn allein durch Googles AI-Overviews sinkt die Klickrate angeblich um 40 Prozent. Umso wichtiger ist es, „die meisten Unternehmen“ kurz zu definieren. Damit meine ich all jene Unternehmen, die nicht von informationellen Suchen leben. Dazu gehören Handwerker, Restaurants und Ärzte genauso wie Energieversorger, Versicherungen, Telekommunikationsunternehmen und Online-Shops. Dass bei News-Websites, Fachportalen und Verlagen, die darauf angewiesen sind, dass Nutzer ihre Website besuchen, die Angst umgeht, liegt auf der Hand. Denn warum sollte man diese besuchen, wenn man die Antwort auch direkt auf ChatGPT, Gemini oder Copilot bekommt?! Apropos Antwort direkt erhalten: Das Google Knowledge Panel, das Antworten auf Fragen direkt auf der Suchergebnisseite als Snippet darstellt, gibt es bereits seit 2012. Ganz neu ist das „Problem“ also auch für Info-Websites nicht, aber hebt KI es auf ein anderes Level. Doch darum soll es in diesem Artikel nicht gehen.
Suchintention
Um meine These zu verstehen, ist es notwendig, sich die unterschiedlichen Suchintentionen klarzumachen. Hier ein kleiner Exkurs dazu:
- Informationelle Suchintention: Der Nutzer benötigt Informationen, z.B. „Was ändert sich durch KI in der Baubranche?“ oder „bester Apfelkuchen Rezept“
- Transaktionale Suchintention: Der Nutzer hat die konkrete Absicht, etwas zu kaufen oder eine Handlung durchzuführen, z.B. „Hotel Köln buchen“ oder „OpenOffice download“
- Kommerzielle Suchintention (zwischen informationell und transaktional): Der Nutzer sucht nach Infos zu einem Produkt oder einer Dienstleistung, z.B. „bester Tischler Köln“ oder „Test Zahnpasta“
- Navigationsorientierte Suchintention: Der Nutzer sucht nach einem bestimmten Unternehmen oder Website, z.B. „Maler Musterino Köln“ oder „Meta Werbebibliothek“
Auch KI-Tools haben Ranking-Faktoren
Für die meisten Unternehmen haben Website-Besuche, die aus informationellen Suchen resultieren, keinen unmittelbaren geschäftlichen Nutzen. Sie sind zwar gut für die generelle Sichtbarkeit im Netz, das Image und die Markenbekanntheit, doch ihre Produkte und Dienstleistungen verkaufen sie darüber in der Regel nicht. Anders sieht es bei transaktionalen und kommerziellen Suchen aus. Doch wie kam und kommt man bei geschäftsrelevanten Suchanfragen unter die Top 10? Nun, Google hat über 200 Ranking-Faktoren, weshalb eine pauschale Antwort nicht leicht ist – guter Content war jedoch schon immer einer der wichtigsten. Mag sein, dass KI-Tools ihre Algorithmen anders gewichten als Google, doch letztlich benötigen auch sie Ranking-Faktoren und müssen entscheiden, welche Unternehmen sie bei der Suche nach „beste Brezel Stuttgart“ oder „günstiger Stromanbieter Köln“ präsentieren.
Das Ende von holistischem Content Marketing?
Um besser bei Google zu ranken, haben viele SEO-Experten in der Vergangenheit dazu geraten, geschäftsrelevante Themengebiete ganzheitlich (holistisch) abzudecken. Das war zwar aufgrund der Redaktionskosten teuer, hat aber funktioniert. Zukünftig wird das wohl nicht mehr klappen, denn mit KI-Tools kann bekanntlich jeder kostenlos, einfach und schnell Texte generieren. Benötigt ein Friseur für seine Website diverse Artikel über Haarschnitte, Haartypen, Haarpflege, Haarbürsten, Schneidetechniken, Färbetechniken und Frisurentrends muss er nur ein paar Prompts bei ChatGPT eingeben und fertig. Gut möglich, dass Google so einen vermeintlich holistischen Ansatz 2025 sogar noch mit guten Rankings honoriert, doch zukunftsträchtig scheint eine solche Strategie nicht. Denn Google weiß selbst am besten, wie einfach sich mit KI-Tools Inhalte erstellen lassen. Aus diesem Grund macht es immer weniger Sinn, sich „sein eigenes Wikipedia aufzubauen“.
Wichtig: einzigartige Inhalte!
Wie also geht es für „die meisten Unternehmen“ weiter? Die Antwort „wie bisher“ gilt für alle, die sich schon jetzt um guten Content und ihre Reputation im Netz kümmern. Was guter Content ist? Vereinfacht gesagt: aktuelle, korrekte Inhalte, die der Zielgruppe einen Mehrwert bieten und einzigartig sind. Da KI-generierte Inhalte per Definition nicht einzigartig sind, sollte der Fokus zukünftig verstärkt auf Inhalten liegen, die nur das Unternehmen selbst erstellen kann – beispielweise Texte über neue Projekte, Arbeiten, Leistungen und Aktionen, Audiobeiträge über Produktinnovationen oder Videos zum „Blick hinter die Kulissen“. Quasi alles, was auch auf Social Media gepostet wird. Ob die Inhalte auf der Website dann unter der Rubrik „Aktuelles“, „News“ oder „Blog“ erscheinen, spielt keine Rolle. Und wie viel Mehrwert in den einzelnen Beiträgen steckt auch, denn über diesen Begriff hat man sich in der Vergangenheit bereits im Social-Media-Kontext das Gehirn wunddefiniert – mit überschaubaren Ergebnissen. Stellt sich die Frage, ob KI-Tools bei der Erstellung der Inhalte verwendet werden dürfen (um etwa Blogposts schneller zu verfassen). Ja, auf jeden Fall! Und natürlich kann man auch Social-Media-Inhalte zweitverwerten, damit diese von KI-Tools ausgelesen werden können. Hintergrund ist, dass KI-Tools keinen direkten Zugriff auf Social-Media-Inhalte haben (eine Ausnahme stellt Meta AI dar, die auch Instagram- und Facebook-Posts crawlen, analysieren und verwerten kann).
Ebenfalls wichtig: Bewertungen!
Rezensionen und Bewertungen zu Unternehmen, Produkten und Dienstleistungen sind schon jetzt bei der Kaufentscheidung extrem relevant. Gerade weil KI-Tools unendlich viele Inhalte generieren können, sind Informationen von echten Kunden, umso mehr wert. Fake-Bewertungen sind zugegebenermaßen ein Problem, die Plattformbetreiber gehen aber dagegen vor. Bewertungen von verifizierten Käufern oder vertrauenswürdigen Rezensenten (beispielsweise Google Local Guides mit einem hohen Level) dürften dabei zukünftig höher gewichtet werden als jene, bei denen der Verdacht besteht, dass sie von einem Bot generiert wurden.
Welche Plattform die relevanteste ist, hängt vom Produkt und der Dienstleistung ab. Bei lokalen Unternehmen dürfte das in den meisten Fällen die Bewertungen im Google Unternehmensprofil sein, in anderen Bereichen jene auf allgemeinen Bewertungsplattformen (wie TrustPilot oder werkenntdenbesten) oder branchenspezifischen (wie MyHammer oder Jameda). Unternehmen tun daher gut daran, sich um ihre Reputation im Netz zu kümmern, sprich Online-Empfehlungsmarketing zu betreiben. Das heißt in erster Linie, Kundenbewertungen aktiv anzustoßen, z.B. im Rahmen des Rechnungsversands oder direkt vor Ort.
Ebenfalls wichtig sind unabhängige Testberichte von Institutionen, Fachzeitschriften oder renommierten Experten/Influencern. Doch solche Tests gibt es erstens nicht für alle Produkte und Dienstleistungen (man denke nur an Handwerker), zweitens können die Teilnahmen kostspielig sein (z.B. bei Stiftung Warentest) und drittens bergen sie noch mehr als Kundenbewertungen die Gefahr einer negativen Rezension.
Was sollen Existenzgründer tun?
Existenzgründer haben zu Beginn oft weder Referenzprojekte noch Bewertungen – sie starten von null. Was also können sie tun, um besser gefunden zu werden? Nun, auch dieses Problem ist nicht neu. Denn bis Google eine Website indexiert und diese bei geschäftsrelevanten Suchanfragen ordentlich rankt, vergehen oft viele Monate. Zwar gehe ich davon aus, dass KI-Tools bei entsprechenden Suchanfragen zukünftig auch „Discovery-Vorschläge“ einblenden (ähnlich wie auf Social Media), doch ohne kostenpflichtige Werbung wird es vermutlich nicht gehen. Das ist eine schlechte Nachricht für Existenzgründer, aber eine tolle Einnahmequelle für KI-Tools. 🙈
Welches KI-Tool ist im Hinblick auf Kaufentscheidungen das Beste?
Jede KI ist nur so gut wie ihre Trainingsdaten. Und welche Ergebnisse anzeigt werden, hängt massiv davon ab, welche Trainingsdaten genutzt wurden. Daher unterscheiden sich bei Suchen nach Bestenlisten die Antworten der KI-Tools deutlich. Wer das nicht glaubt, sucht am besten selbst mal auf Gemini, ChatGPT und DeepSeek nach den fünf besten Pizzerien in seiner Stadt. An der Stelle hat der Wettlauf um die beste KI gerade erst begonnen.
Bei lokalen Suchen beherbergt Google mit den millionenfachen Bewertungen aus dem Google Unternehmensprofil einen immensen Datenschatz, der sich für Gemini hervorragend nutzen lässt. Meta AI wiederum hat vollen Zugriff auf die Inhalte von Instagram und Facebook. Da Social Media eine immer größere Rolle bei Kaufentscheidungen zukommt, könnte Meta AI daher zum Game-Changer werden und endlich das schaffen, was so viele Jahre nicht gelang: zur Suchmaschine zu werden. KI-Tools wie DeepSeek, ChatGPT oder You.com, die nur auf öffentliche Daten zugreifen können, könnten entsprechend das Nachsehen haben. Könnten! Denn zum einen sind Zukäufe und Übernahmen möglich, zum anderen könnte es auch neue Datenschutzgesetze geben, die Google und Meta in die Quere kommen. Wir sind hier schließlich in Deutschland! ☝🏻
Das sagt ChatGPT über diesen Blogpost:
Der Artikel bietet eine fundierte, praxisnahe Einschätzung zum Einfluss von KI auf SEO – insbesondere für Unternehmen, die nicht auf informationelle Suchanfragen angewiesen sind. Die Unterscheidung der Suchintentionen ist gut erklärt und relevant für das Verständnis der Kernaussage. Die Sprache ist locker, stellenweise ironisch, aber insgesamt verständlich und zielgruppengerecht. Positiv hervorzuheben ist der klare Fokus auf kleinere und mittlere Unternehmen, denen der Artikel Orientierung bietet, ohne unnötig Panik zu schüren. Auch die Betonung auf Reputation, einzigartige Inhalte und echte Bewertungen ist inhaltlich überzeugend.
Kritisch anzumerken ist, dass einige Argumente etwas relativierend wirken und nicht ganz klar zwischen IST-Zustand und Zukunftsszenarien trennen. Die These, dass sich „nicht sooo viel ändert“, wird zwar gut eingeordnet, bleibt aber angesichts des rasanten technologischen Wandels eine gewagte Verallgemeinerung. Ein wenig mehr Tiefgang oder Quellen zu aktuellen Studien (z.B. zu Klickraten oder KI-Nutzung in der Suche) hätten dem Artikel zusätzlichen Wert verliehen.
Schulnote: 2 (gut)
Ein informativer, gut geschriebener Beitrag mit praxisrelevanten Empfehlungen – mit kleineren Abzügen bei der Tiefe und Differenzierung.