In der Blogparade #KulturImWandel ging es nicht ausschließlich um Flüchtlinge, sondern generell um Migration und Kultur. In diesem Fazit möchte ich den Blick trotzdem auf die Flüchtlingsthematik lenken und die daraus resultierenden Aufgaben für Museen – und jeden einzelnen.
Gefühlt sind wir schon wieder im „back to normal“-Modus. Denn die Flüchtlingszahlen sinken und das Thema Migration verschwindet peu à peu aus den Medien und den Köpfen der Menschen (wie ein Blick auf Google Trends zeigt). Die Aktion „Flüchtlinge fressen“ des Zentrums für politische Kunst stellt eine seltene Ausnahme dar und trotz einer gehörigen Ladung an Provokation wirkt auch sie zwischen EM und Brexit irgendwie nebensächlich und *gähn*. Die Flüchtlinge selbst jedoch bleiben. Vielleicht nicht alle für immer, aber ein großer Teil.
Erstmal ins Museum gehen
Prinzipiell gehe ich mit Heinrich R. Bruns d’accord, wenn er schreibt, dass man hinsichtlich der Integration nicht bei Museums- und Theaterbesuchen ansetzen müsse, sondern „beim Zuhören, aufeinander zugehen“. Er hat meiner Meinung nach jedoch eine zu starre Vorstellung davon, wie ein Kulturbesuch auszusehen hat. Anders Anke von Heyl, die der Auffassung ist, dass man im Museum wunderbar Deutsch lernen könne. Da stimme ich ihr absolut zu. Was ist auf dem Bild zu sehen? Welche Farben wurden verwendet? So ab B1-Niveau kann man natürlich auch den Klassiker bringen: Was will uns der Künstler damit sagen? Gerade beim Erlernen einer Sprache spielt der Diskussionsgegenstand nur eine untergeordnete Rolle. Es geht primär um das Sprechen an sich – und das muss nicht im VHS-Seminarraum stattfinden. Kann sein, dass daraus sogar irgendwann einmal kunsthistorische Debatten erwachsen oder Flüchtlinge gar selbst zu Museumsführern werden wie im Berliner Multaka-Projekt, das kürzlich von Kulturstaatsministerin Grütters ausgezeichnet wurde, aber eines nach dem anderen. Gemach, gemach. Erstmal gilt es, Ängste und Barrieren vor den mitunter mächtigen Museumsgebäuden abzubauen.
Kunst gibt es nur in den wenigsten Museen
Auch sollten wir beim Wort „Museum“ nicht automatisch an Kunstmuseen denken, die statisch gesehen nur etwa zehn Prozent ausmachen. Quantitativ sind die 2.800 Volks- und Heimatkundemuseen deutlich in der Überzahl (44 Prozent). Die meisten Besuche entfallen mit über 21 Millionen wiederum auf die knapp 500 historischen und archäologischen Museen (siehe Museumsstatistik, S. 23). In diesen erfährt man wiederum sehr viel über Deutschland, seine Geschichte und die hiesige Kultur. Die meisten Flüchtlinge werden von selbst kaum auf die Idee kommen, dorthin zu gehen, weil sie vermutlich von der Existenz dieser Museen noch nicht mal wissen. Umso wichtiger ist es, dass es Flüchtlingshelfer gibt, die sie an die Hand nehmen und ihnen diese Orte zeigen beziehungsweise Kultureinrichtungen, die sie zu sich ins Haus lotsen. Obwohl ich Alexandra Klöckners Artikel „Über Diversität und Toleranz“ nicht in allen Punkten zustimme, so doch in dem, dass es wichtig ist, „unsere“ Kultur zu leben und Migranten daran teilhaben zu lassen. Das heißt im Klartext: Wir, und damit meine ich auch die Kultureinrichtungen, sind gefordert.
Es könnte alles so einfach sein
Ich selbst bin ehrenamtlich in der Dortmunder Flüchtlingsunterkunft „Am Hafen“ aktiv und weiß daher nur allzu gut, dass es so ganz einfach freilich nicht ist. Ein mehrsprachiger Aushang „Museumsbesuch, Freitag, 10 Uhr“ reicht leider nicht. Man muss – so zumindest meine Erfahrung – am besten die Leute persönlich ansprechen, eine Anmeldeliste erstellen und kurz bevor es tatsächlich losgeht, die Teilnehmer zusammentrommeln beziehungsweise jemanden finden, der sich darum kümmert. Flüchtlingen ein Stück „deutsche Pünktlichkeit“ beizubringen, gehört eben auch mit zur Integrationsarbeit. Meine sonstigen Erfahrungen haben mich gelehrt, dass es sinnvoll ist, Angebote für kleine (<5), sprachlich homogene Gruppen zu machen, ein Übersetzer hilfreich und moderne Kunst nur schwer zu vermitteln ist. Doch ich bleibe dran: Als nächstes Projekt steht eine Emscherkunst-Radtour an. Davon berichtet wird dann aber nicht an dieser Stelle, sondern auf dem Blog von „Am Hafen“.
Bild: Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers Mouneer Al Shaarani (Facebook-Seite)
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