Snapchat_Instagram

Man kann Snapchat (und Twitter) aussitzen!

Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich in einem Blogpost gefragt, ob man Snapchat aussitzen könne. Die Antwort lautet ja. Und ich möchte ergänzen: In Twitter sollten Unternehmen und Organisationen ebenfalls nicht mehr allzu viel Energie stecken. Dafür in Instagram.

Snapchat wächst – laut Statista „rasant“, laut Futurebiz „langsam“. Das Interessante dabei: Beide beziehen sich auf dieselbe Statistik. Während Statista allerdings das Wachstum in den letzten drei Jahren betrachtet, bezieht sich Futurebiz auf die zweite Jahreshälfte 2016. Beides legitim, letzteres macht in meinen Augen aber mehr Sinn, denn Hauptkonkurrent Instagram hat erst im Sommer letzten Jahres die Story-Funktion von Snapchat kopiert und so dem Dienst ein bedeutendes Alleinstellungsmerkmal geraubt. Das Vorgehen ist moralisch höchst verwerflich, aber das interessiert (leider) niemanden. Die Wachstumraten und Nutzerzahlen von Instagram sind jedenfalls sehr gut: Ende 2016 hatte Instagram weltweit 600 Mio. Nutzer (Juni 2016: 500 Mio.), Snapchat nur 160 Millionen (Juni 2016: 150 Millionen). Und nach und nach wechseln immer mehr Nutzer von Snapchat rüber zu Instagram.

Hinzu kommt: Whatsapp bekam vor einigen Tagen ebenfalls eine Story-Funktion verpasst und über die App MSQRD kann man sich – ganz wie auf Snapchat – beispielsweise in einen Hund, eine Hexe oder ein Einhorn verwandeln. Dass Instagram, Whatsapp und MSQRD zu Facebook Inc. gehören, dürfte sich mittlerweile rumgesprochen haben. 😤

Bei Snapchat ist die Euphorie weg

Ich selbst tummle mich ab und an auch auf Snapchat, produziere selbst mitunter was, schaue mir aber vor allem an, was andere Snapchatter so treiben. Und hier gab es in letzter Zeit immer wieder Bekundungen, dass vor einem Jahr irgendwie mehr Lametta auf Snapchat gewesen sei und irgendwie in letzter Zeit das Community-Gefühl fehle.

Gepaart mit den mäßigen Zahlen ist das für mich ein klares Indiz, dass Snapchat seine besten Zeiten bereits hinter sich hat – jedenfalls hinsichtlich seiner ursprünglichen Funktionalität. Wenn Snap-CEO Evan Spiegel mit dem Geld, das durch den bevorstehenden Börsengang ins Unternehmen gespült wird, Snapchat völlig neu ausrichtet (Stichwort: Pivoting) und zu einem TV-Killer macht (woran ich nicht glaub), ok, dann mag die Zukunft rosiger aussehen, aber bei allem rund um das Thema „Stories“ sehe ich für Snapchat schwarz.

Twitter dümpelt vor sich hin

Als Twitter Ende 2013 an die Börse ging, war der Hype um Twitter – ähnlich wie bei Snapchat jetzt – auch schon vorbei. Was heißt das jetzt? Nun, einerseits existiert Twitter bis heute, andererseits dümpelt Twitter schon lange ziellos vor sich hin. Zukäufe wie Periscope und das mittlerweile eingestellte Vine haben genauso wenig Erfolg gebracht wie die Einführung eines Algorithmus. Noch nicht mal Trumps Exklusivmeldungen zahlen sich für Twitter aus. Wie wenig aktive Nutzer es in Deutschland gibt, kann man auch selbst erleben: Man braucht nur auf ein Barcamp mit 20 teilnehmenden Twitterern zu gehen und kann dann live mitansehen, wie ein Hashtag binnen kürzester Zeit zum „Trending Topic“ aufsteigt.

Durch die hohe Medienpräsenz ist Twitter als Marke zwar nach wie vor stark und wirkt so, als ob Millionen Deutsche hier ihr Kommunikationsgeschäft verrichten würden, in der Praxis sieht es jedoch anders aus. Viele Communities schwimmen in ihrer eigenen Suppe, es gibt viel Spam und nur sehr wenige Tweets können vom viel beschworenen Multiplikatoren-Effekt profitieren. Einerseits finde ich es ok, wenn ein Dienst die „Grenzen des Wachstums“ erreicht hat, andererseits wird ein Kommunikationskanal langweilig, wenn kaum neue, junge Nutzer hinzukommen.

Immerhin: Twitter geht nebenher

Man kann als Unternehmen oder Organisation in Deutschland meines Erachtens seine Twitterfrequenz problemlos herunterfahren, die Meldungen mehr oder weniger mit Facebook synchronisieren und so dabei sein, ohne ernsthaft dabei zu sein. Für mich ist Twitter mittlerweile ein klarer Fall  von „bringt nicht viel, kostet aber auch nicht viel Zeit“. Ein mehrseitiges Kommunikationskonzept oder eine eigene Strategie für Twitter zu entwickeln, halte ich für verschwendete Zeit. Für das Image und für die Kommunikation auf Events ist Twitter nach wie vor ein hervorragender Kanal, ebenso um gänzlich Unbekannte zu kontaktieren und ja, es würde mich riesig freuen, wenn meine Aktien, die mittlerweile 52 % ihres Ausgangswerts eingebüßt haben, irgendwann wieder in die Höhe schnellten, allein, ich glaub nicht dran. Twitter ist leider out.

Fazit: Das hat auch Vorteile

Netzpolitisch finde ich es furchtbar, dass Snapchat es voraussichtlich nicht schafft, Facebook Inc. social-media-mäßig die Stirn zu bieten und dass Twitter als letzte offene Kommunikationsplattform peu à peu den Bach runter geht, als Social Media Manager hingegen freut es mich, wenn die beiden Kanäle wegfallen beziehungsweise zunehmend irrelevant werden. Schon weniger Arbeit. 😎

 

4 Antworten

  1. Ich fürchte, Du hast Recht, was Twitter angeht. Und ich bin so sauer, weil es die Macher sind, die es den Bach runter gehen lassen (inklusive Vine). Weil sie sich nicht um Ihre Nutzer und deren bedürfnisse kümmern, sondern nur um Investoren, Anzeigenkunden, Geschäft und Kohle. Ich habe das Gefühl sie benutzen es selber nicht (mehr) und sind sich nicht über das Potential bewusst. Die Twitter-App ist so schlecht, daran wird gar nicht mehr gearbeitet. Es ist zum weinen.
    Snapchat ist mir egal und Instagram wird mir auch immer egaler. Zum einen stelle ich fest, wie wenig Mühe sich teilweise mit Fotos gemacht wird. Nein, man muss nicht jedes Knipsbild posten. Und mittel- und langfristig: Jeder hat natürlich seine eigene Bildersprache und das wird dann auch irgendwann fad, also mir, insbesondere, wenn in einer hohen Frequenz gepostet wird. Zumal man ja auch keine Möglichkeit der Sortierung des Feeds hat.
    Aber ich bin natürlich überhaupt nicht maßgebend. 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert