Axel Kopp auf Snapchat

Kann man Snapchat aussitzen?

Snapchat ist überall und nirgends – je nachdem, wo man seine Umfrage macht. Auf dem Schulhof ist die App omnipräsent, ansonsten ist sie in Deutschland fast nur auf den Smartphones von Social-Media-Leuten installiert. Und nu?

Die Antwort liegt auf der Hand: Gehören 14- bis 19-Jährige zur Zielgruppe, sollte man sich schleunigst mit Snapchat beschäftigen, tun sie das nicht, kann man gelassener an die Sache rangehen. Das heißt konkret: Sich „Snap me if you can” durchlesen, einen Account anlegen und zum Start einfach mal Chip (chip_de), Bento (bento_de), Dagi Bee (dagibeee) und mir (axel.kopp) folgen! 😉

Snapchat ist NICHT wie Whatsapp

Man kann mit der App zwar chatten (und das tun auch viele), aber der Reiz liegt woanders: in den Geschichten der Nutzer. Hier findet man all die Bilder und all die maximal zehnsekündigen Videos, die von geaddeten Personen, Stars, Organisationen und Unternehmen in den letzten 24 Stunden hochgeladen wurden. Standardmäßig können die Geschichten nur von bestätigten Freunden gesehen werden. Wer jedoch Reichweite erzielen will, kann die Sichtbarkeit umstellen, so dass jeder Nutzer sie sehen kann.

Im „Newsfeed“ (wenn man diesen so nennen kann) sind die Geschichten chronologisch geordnet. Wer als letztes was hochgeladen hat, steht ganz oben. Die Geschichte von Freund X ist von jener von Star Y also nur ein paar Pixel entfernt. Diese Mischung macht Snapchat interessant. Hinzu kommt die hohe Aktualität der Inhalte, denn diese verschwinden nach 24 Stunden automatisch. Für Snapchatter ist dieses „Alleinstellungsmerkmal” ok – schließlich sind es ohnehin nur banale persönliche Momentaufnahmen und Schnappschüsse, die hier gezeigt werden. Vom Gefühl her ähnelt Snapchat in dieser Hinsicht dem Telefonieren. Ein letzter Punkt, der die App meines Erachtens interessant macht, sind die lustigen und oft wechselnden Videolinsen. Hier eine kurze und extrem belanglose Story von mir:

Warum sich Snapchat etabliert

Anders als Yo, Ello, Google+, Vine, Periscope und Meerkat, die mit viel PR-Tamtam angekündigt wurden, deren Launch von den Medien wohlwollend aufgegriffen wurden, die aber nach dem ersten Hype die Erwartungen nicht halten konnten, handelt es sich bei Snapchat um eine App die „von unten“ gekommen ist, sprich, die sich unter Jugendlichen viral ausgebreitet hat. Snapchat wurde medial kaum gepusht, sondern hat seine Reichweite vor allem organisch erlangt. Die Jugendlichen haben die App nicht installiert, weil auf SPON stand, wie cool das jetzt ist, sondern weil Freunde von ihnen und YouTube-Stars plötzlich auf Snapchat waren. Entsprechend ist die App unter Jugendlichen besser im Alltag verankert. Sie testen Snapchat nicht, sie nutzen es. Aus diesem Grund wird imho Snapchat in der nächsten Zeit weiter wachsen und sich etablieren.

Warum Snapchat trotzdem Probleme bekommt

Facebook ist unter Jugendlichen nicht mehr so beliebt, weil sich dort mittlerweile auch Mama und Papa tummeln. Momentan ist das auf Snapchat noch nicht der Fall. Aber warum sollten sich Eltern nicht für die Snapchat-Geschichten ihrer Kinder interessieren? Eben! In anderen Worten: Je mehr Personen die Jugendlichen auf Snapchat adden, desto mehr müssen sie aufpassen, welche Inhalte sie veröffentlichen, desto unattraktiver wird die App. Der „Geschichten-Newsfeed“ wird mit zunehmender Anzahl an Personen ebenfalls unübersichtlicher. Ergo wachsen mit dem Erfolg des Dienstes seine Probleme. Snapchat wird sich selbstverständlich weiterentwickeln und könnte analog zu Facebook einen Geschichten-Algorithmus einrichten oder wider Erwarten zur Messaging-App Nr. 1 aufsteigen. Klar, nichts ist unmöglich, Toyota, dennoch glaube ich, dass Snapchat früher oder später ähnliche Probleme wie Twitter bekommt.
Ein weiterer Grund für diese These: Dass die Inhalte nur 24 Stunden abrufbar sind, mag momentan ein cooles Alleinstellungsmerkmal sein (zumal es auch dafür sorgt, dass die Nutzer ständig neue Inhalte einstellen), wenn es aber kein persönliches Archiv gibt, bleibt die Bindung der Nutzer an den Dienst gering und ein Wechsel zu einer anderen App fällt leicht. Das ist übrigens der Grund, warum Facebook meiner Einschätzung nach noch lange Bestand haben wird, denn wenn man erstmal ein paar hundert Fotos und Beiträge dort gepostet hat, überlegt man es sich schon drei Mal, ob man mal eben schnell das soziale Netzwerk wechselt.

Fazit: Snapchat kann man genauso aussitzen wie Twitter. Ob das wiederum möglich ist, muss jeder selbst entscheiden. 🙂

6 Antworten

  1. Zum Fazit: Ja, den Eindruck habe ich auch. Und für die meisten Jugendlichen ist Facebook nach wie vor wichtig, auch wenn einige behaupten, das gaaaaarnicht mehr cool zu finden. Hindert einen aber nicht, mit Snapchat etwas Neues auszuprobieren (solange es noch halbwegs neu ist).

  2. „Snapchat kann man genauso aussitzen wie Twitter“ – sorry axel, aber dieses statement halte ich für kompletten quark – ansonsten, feiner artikel!

  3. Danke nochmal für die Einführung auf dem #hscamp16. Werde das im Auge behalten! Und ja, es gibt viele die twitter „ausgessen“ haben… Ob sie dabei was verpasst haben? Keine Ahnung. Ich fühl mich gut mit twitter und lebe noch…LG

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