Das Thema „Qualifikationen und Berufsbilder für digitale Kommunikation für Kunst und Kultur“ steht im Mittelpunkt des nächsten startcamps (im Rahmen der Kölner Internetwochen) im September. Und das ist gut so! Denn momentan sind nicht nur im Kulturbereich Social Media Manager Quereinsteiger (siehe Axel Kopp). Das ist logisch, denn derzeit gibt es für diesen Job weder eine Ausbildung noch ein Studium. Höchste Zeit, das zu ändern! Denn „Learning by Doing“ trägt auf Dauer nicht. Doch was zeichnet einen guten Social Media Manager/ Referenten/ Redakteur/ Beaufragten… aus? Was für Fähigkeiten und Qualifikationen braucht er?
Irgendwas mit Social Media – aber was?
Obwohl am Anfang belächelt, finde ich es gut, dass mein Arbeitgeber, die IHK, seit letztem Jahr einen sieben Module umfassenden Zertifikatslehrgang zum Social Media Manager anbietet. Mir stellt sich allerdings die Frage, ob ein Zertifikatslehrgang ausreicht oder ob ein Studium nicht geeigneter wäre, um einen Social Media Whatever hervorzubringen. Das Whatever ist dabei das größte Problem – und es lässt sich nicht lösen. Denn die Jobs und damit auch die Anforderungen entstehen gerade erst. Die Unterschiede zwischen einem Community Manager für den Hipp Babyclub (gesucht wird ein stilsicherer Psychologe mit Kind), einem Projektmanager für das nächste Facebook (gesucht wird ein sympathischer BWLer mit IT-Kenntnissen) und einem Content Manager für eon (gesucht wird ein crossmedial versierter Journalist mit Interesse für die Energiewirtschaft) sind enorm – deshalb muss ein Social Media Manager imho ziemlich breit aufgestellt sein.
Was es nicht schon alles gibt
Nicht nur die IHK bemüht sich, ein zeitgemäßes Ausbildungsangebot zu schaffen, auch diverse Hochschulen sind dran. Ganz gut zeigt sich das an den vielzähligen und spannenden Bachelor-Studiengängen an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Hier eine Auswahl:
- Audiovisuelle Medien (B.Eng.)
- Crossmedia-Redaktion (B.A., Studienstart WS 12/13)
- Informationsdesign (B.A.)
- Medieninformatik (B.Sc.)
- Mediapublishing (B.Sc.)
- Medienwirtschaft (B.A.)
- Mobile Medien (B.Sc.)
- Online-Medien-Management (B.Sc.)
- Werbung und Marktkommunikation (B.A.)
- Wirtschaftsinformatik und digitale Medien (B.Sc.)
Dass es sich in allen Fällen um interdisziplinäre Studiengänge handelt, die ihre Inhalte aus der Journalistik, den Kommunikationswissenschaften, der Psychologie, dem Mediendesign, der Elektrotechnik, den Rechtswissenschaften, der Mathematik, der BWL und der Informatik speisen, ist logisch. Ebenso, dass die Abschlussbezeichnungen zwischen Bachelor of Arts und Bachelor of Science changieren. „Kultur“ kommt in den Studiengängen nicht vor. Ich denke, bis auf den Punkt „Kulturvermittlung“ (inkl. sachverwandten Themen wie Gamification) ist das auch nicht nötig. Denn soooo viele Besonderheiten hat die Kulturbranche gar nicht. Oder anders herum: die Kluft innerhalb des Kulturbetriebs ist riesig! Ein Popmusiklabel kämpft an ganz andere Fronten (illegale Downloads, Urheberrechte…) als ein Heimatmuseum (Bedeutungsverlust, vermeintlich langweilige Themen…).
Aus diesem Grund lasse ich in meinem Curriculum für das Bachelorstudium in Social Media Management (B.A.) die Kultur außen vor. Hier mein Vorschlag:
Modul 1: Kommunikation
- Medientheorie
- Kommunikationstechniken
- Grundlagen PR
- Unternehmenskommunikation
- Grundlagen der off- und online Recherche
- Stilistik für Online-Redakteure
- Schreiben fürs Netz (suchmaschinenoptimiertes Schreiben, Blogbeiträge, Facebook-Posts etc.)
- Community Management
Modul 2: Management
- Managementtheorien
- Managementtechniken
- Organisationstheorien
- Projektmanagement
- Projektmanagement in der Praxis (Software & Tools)
- Wissens- und Content-Management
- Soft Skills
- Netzökonomie: Geschäfts- und Erlösmodelle im Social Web
- Kreativitätstechniken
Modul 3: Marketing
- Grundlagen des Marketings
- Konzept- und Strategieentwicklung
- Cross-Media-Prozesse und Storytelling
- Monitoring und Controlling
Modul 4: IT und Technik
- Grundlagen HTML und CSS
- Grundlagen HTML5
- Grundlagen PHP5
- Grundlagen JavaScript
- Grundlagen Mobile Web
- Software-Engineering (App-/Tool-/Game-Entwicklung)
Modul 5: Recht
- Medienrecht
- Urheberrecht
Modul 6: Netzkultur
- Geschichte des Internets
- Einführung in Netzkultur
- Aktueller Diskurs im Web
- Aktuelle Trends im Web
Modul 7: Medienproduktion
- Grundlagen Mediengestaltung
- Grundlagen Informationsdesign
- Crossmedia-Publishing
- Webdesign: Konzeption, Gestaltung und Programmierung einer Website
- Produktion Audio
- Produktion Webcasts/Webinare
- Produktion Video
- Studiumsbegleitendes Bloggen über alle Semester hinweg
Modul 8: Bachelorprüfung
Einige Seminare erfordern sicherlich mehr Zeit als ein Semester (z.B. Produktion Video oder Schreiben fürs Netz). Ich wollte diesen Blogbeitrag jetzt aber auch nicht zu ausführlich gestalten – und habe deshalb auch auf die Verteilung der 180 ECTS-Credits verzichtet. 🙂 Allerdings würde mich brennend interessieren, was ihr von obigem Curriculum haltet! Was fehlt? Was ist überbewertet?
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