Google Doodle Weihnachten 2002

Ok, Google: Geschenk, Theater, Weihnachten

Lebkuchen im September? Darüber kann man sich echauffieren oder es als Erinnerung verstehen, über absatzfördernde Geschenkideen und weihnachtliche SEO-Maßnahmen nachzudenken. Denn auch dieses Jahr werden wieder Millionen Deutsche nach Geschenken im Internet suchen – für Theater und andere Kultureinrichtungen eine Chance!

Suchmaschinenoptimierung (SEO) ist schon seit längerem eine Wissenschaft für sich, wobei Mythos und Wissen eng beieinander liegen, wie das Online-Tool von Northcutt schön zeigt. Und selbst wenn man sich auf die gesicherten Fakten konzentriert, ist es schwierig, diese angemessen zu gewichten. Vermeintlich objektive SEO-Check-Tools machen die Sache nicht besser. Es schmeichelt mir zwar, dass meine Website bei Seobility mit einem SEO-Score von 77 Prozent deutlich vor Spiegel.de (70 %), Google.de (52 %) und Amazon.de (46 %) liegt, aber ich würde sie trotzdem jederzeit gegen eine der genannten eintauschen.

Auf Binsenweisheiten wie „Content is King“ kann man sich leicht verständigen, doch wie wichtig sind die Keyworddichte und das Tf-idf-Maß? Wie viel Zeit sollte man für einen Text wie diesen investieren, um ihn zu suchmaschinenoptimieren? Und darf man einen gut geschriebenen Text aus SEO-Gründen überhaupt umkrempeln? Kreative Überschriften durch Google-optimierte ersetzen? Das sind streitbare Fragen, es gilt jedoch die Grundregel: Nutzerorientierung vor Suchmaschinenoptimierung.

Braucht man SEO für den Erfolg einer Website?

SEO-Kritiker Hauke Eilers beantwortet diese Frage in seiner neuen Kolumne für Basic Thinking mit: „Ja. Und nein.“ Ähnlich zwiegespalten ist auch Hagen Kohn, der sich in seinem Beitrag „Die 5 besten SEO Tipps für Ihre Website“(Update:  Artikel wurde gelöscht) vor Kurzem über die Branche lustig gemacht hat, obwohl er selbst am besten weiß, dass „einige Hausaufgaben wie die sinnvolle Verwendung von Fokus-Keywords, Überschriften, Links und Meta-Descriptions (…) absolute Pflicht [sind]“. Liest man sich die „Praxisstudie: SEO-Erfolg ohne Linkbuilding!“ von Kerstin Hoffmann durch, denkt man „Wow!“, nach der Lektüre von „WDF*IDF (Tool) einfach erklärt“ hingegen eher „Oh, mein Gott!“. Der Tipp für Kultureinrichtungen lautet deshalb: Lasst eure Website von einem Profi checken und führt einfach zu realisierende Onpage-Maßnahmen durch!

Beispiel: Sprechende URLs

Ob sprechende URLs soooo wichtig sind, darüber kann man streiten. Aber: Es ist technisch kein großer Aufwand sprechende URLs einzurichten. Warum sollte man es also nicht tun? Beispielsweise hat das Stück „Irgendwie anders“ am Düsseldorfer Schauspielhaus (aufgrund der Website-Struktur) die unnötig komplizierte URL „/de/index/spielplan/alle-stuecke-jdsh/stueck-jdsh.php?SID=1593“. Könnte man zumindest durch „/de/index/spielplan/alle-stuecke-jdsh/irgendwie-anders“ ersetzen. Beim FFT wiederum ließen sich Bindestriche zur Worttrennung einführen. So würde aus „/0910/themandusfftduss.html“ die URL „/0910/them-and-us.html“. Und beim Blog des Theater Heilbronn könnte man die Nummer des Posts „/?p=7549“ durch den Beitragsnamen „/Schenken-Sie-zu-Weihnachten-Theater“ austauschen – was bei WordPress mit einem Klick geht.

Was SEO mit Weihnachten zu tun hat

Oftmals wird argumentiert, dass SEO nicht so wichtig sei, da man die Website einer bestimmten Kultureinrichtung „auch so“ im Netz fände. Das stimmt nur bedingt. Wer nach „Theater Düsseldorf“ sucht, wird das hiesige Schauspielhaus bei Google natürlich auf der ersten Seite finden. Doch abgesehen davon, dass das nicht für kleine Häuser wie das Takelgarn, das FLINgern oder das Schnibbelteater gilt, kann es für große Kultureinrichtungen auch nicht der Anspruch sein, die Website nur auf thematisch äußerst nahe Keywords und -phrases wie eben „Theater Düsseldorf“ hin zu optimieren. Gerade im Hinblick auf die Absatzförderung sollten auch andere Begriffe wie etwa „Theater Geschenk“ oder „Eltern Geschenk“ fokussiert werden. Dass hierbei besonders um Weihnachten die Suchanfrage hoch ist, verdeutlicht ein Blick auf Google Trends. Für Theater gibt es dabei nur ein Problem:

Keine Arme, keine Kekse!

Sprich, die besten SEO-Maßnahmen helfen nichts, wenn es keinen Content gibt. Und warum gibt es so wenig Inhalte zum Thema Weihnachtspräsente? Weil es bei Theatern an Geschenkangeboten mangelt. Gutscheine und Abos, klar, die gibt es überall, allerdings so gut wie nie in Kombination mit anderen Produkten. Kooperationen mit umliegenden Restaurants, Chocolatiers und Blumengeschäften haben Seltenheitswert – was schade ist. Im Gegensatz zum Museumsshop hat sich der Theatershop bislang nicht durchgesetzt. Ich persönlich kenne nur jenen in Stuttgart, der wiederum nur bedingt kreative und keine lustigen Produkte führt. Hochkultur halt. Das ist ein Manko, denn gerade zu einem seriösen Geschenk wie einem Theatergutschein passt eine spaßige Geschenkbeilage meiner Meinung nach perfekt. Ein Blick auf den aktuellen Spielplan des Düsseldorfer Schauspielhauses reicht, um coole Geschenkideen mit Inszenierungsbezug zu entwickeln: Zu „Die Verwandlung“ würden Deko-Kakerlaken, zu „Mord“ Theaterblut und zu „Vier Männer im Nebel“ beispielsweise Rauchbälle passen. Generell nie verkehrt erscheinen mir Crashglas, Herzkonfetti-Shooter, Gummiglatzen und jegliche Form von Pyrotechnik. 🙂

Jetzt ist ein physischer Shop nicht von heute auf morgen gebaut, aber – um zum Thema Content und SEO zurückzukommen – Anregungen und Anleitungen für Do-It-Yourself-Geschenke könnten die Praktikanten Marketing-Mitarbeiter allemal auf der Theater-Website (unter „Aktuelles”),  ihrem Blog (so es denn einen gibt) und auf Facebook veröffentlichen. Allein mit ein paar Geschenkideen ist der verzweifelten Tochter und dem unkreativen Ehemann oft schon geholfen. Online-Portale wie Handmade Kultur, Print-Magazine wie Flow und nicht zuletzt dieser Post auf GuteFrage.net zeigen, dass eine nicht zu unterschätzende Zielgruppe gar keine fertigen Warenkörbe kaufen will, sondern was Selbstgemachtes UND was Gekauftes verschenken möchte.

Fazit: Geschenkideen überlegen, Angebote schnüren, Content produzieren

Einmal von einem SEO-Experten die Website checken lassen, schadet unabhängig von der Jahreszeit sicherlich keinem Theater. Falls es mit Kooperationen und Geschenkpaketen dieses Jahr nicht mehr klappt… nun ja, Weihnachten kommt alle Jahre wieder. Genauso wie Geburts-, Valentins- und Muttertage. Bloglose Theater ohne Rubrik „Aktuelles” auf der Homepage sollten ihre Geschenkideen auf Facebook posten. Das bringt SEO-mäßig zwar kaum etwas, zahlt aber immerhin auf die „Social Signals“ ein – besser als nichts. Wem selbst nach wiederholtem Anschauen der Bastel Brothers nichts einfällt, der kann natürlich auch einfach über Adwords und Facebook-Ads seine 08/15-Gutscheine und Abos bewerben. Da die Verzweiflung zum 24. Dezember hin exponentiell zunimmt, könnte sogar das den Umsatz steigern. 🙂

2 Antworten

  1. Danke für die Erwähnung! SEO macht in der Tat Sinn, solange man die Inhalte und den (menschlichen) Nutzer im Blick behält.

    Und sprechende URLs kann ich nur wärmstens empfehlen – nicht aus SEO-Gründen, sondern für die spätere Analyse der Seite (z.B. mit Analytics). Dieser Aspekt wird gerade von Entwicklern häufig außer Acht gelassen. Das sollten aber eigentlich auch diejenigen vorgeben, die für die inhaltliche Struktur der Seite verantwortlich sind.

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